Seit vier Tagen liegen wir in der Marina von LOCTUDY, ungefähr 60 Seemeilen südlich von BREST.
Mittlerweile ein wenig gefangen vom Wetter. Neben Windrichtung und Stärke interessiert uns ja sehr die Wellenrichtung und deren Höhe, die Gezeitenströmung und die Anzahl der Sonnenstunden.
Tja, und wenn wir hier noch rum liegen, dann stimmt was nicht – also eigentlich stimmt alles nicht. Klarer Fall von bleiben. Erst am Mittwoch könnte es weiter gehen, mal sehen. Denn Donnerstag und Freitag sieht wieder besch… aus.
Was macht man also bei feinstem Nieselregen, fiesen Windböen, nassfeuchter Kälte und herrlich provinziellen Umfeld, wenn man Komfortsegler auf Heimreise ist?
Richtig:
Man leiht sich ein Fahrrad und fährt durch Regen und Wind 6 Kilometer zur nächst größeren Stadt (PONT L’ABBE) um eine neue SIM Karte fürs mobile Internet zu kaufen. Obwohl das Marina Wifi hier echt nicht schlecht ist. Wir bleiben aber noch ein paar Wochen in Frankreich, da macht die eigene Internetlösung schon Sinn. Dazu mehr, vielleicht, in einem eigenen Beitrag.
Nun, wenn man also gutes Internet hat, kann man mit Text, Fotos und Videos einen neuen Blog-Eintrag verfassen.
Ahhhhrrrrrrggggggg, thats it, here we go:
Die vier Tage in LA CORUNA in Nord-Spanien sind wie im Fluge vergangen. Die Tage waren ausgefüllt mit Bootsvorbereitungen, kleinen Reparaturen, Verproviantieren und Törnplanung. Bereits recht früh´ im Jahr haben wir die Regel:
„wir fahren weiter, wenn wir so weit sind UND der Wind nicht gegen an kommt UND die Welle kleiner zwei Meter ist“.
Ich glaube,nur deshalb sind wir „schon“ hier.
Denn „…Wind nicht gegen an…“ beinhaltet auch „kein Wind“. Dann wird eben motort. Nicht schön, aber man will ja schließlich auch irgendwo hin.
Die Wettervorhersage für die 2,5 Tage dauernde BISKAYA Überquerung von LA CORUNA nach LOCTUDY (320 Seemeilen) war nie stabil. Täglich Änderungen selbst im sonst sicheren drei-Tages Bereich. So hatten wir uns am Dienstag, den 7. Juni 2016 darauf fest gelegt, am nächsten Morgen gen Nord-Ost zu starten. Für den ganzen Mittwoch, bis hin zum Donnerstag Morgen war guter Segelwind angesagt, danach Schwachwind aus allen Richtungen.
Tja, das war nix: Als wir um 6:00 Uhr aufstehen weht kein Lüftchen, also wir um 7:00 Uhr beim ersten Sonnenlicht aus der Marina tuckern, weht kein Lüftchen und als wir fünf Stunden später die Landabdeckung verlieren, weht immer noch kein Wind.
OK, Diesel genug an Bord und noch länger warten wollen wir nicht. Kein Weg zurück. Also „GO“.
Anfangs stampft der STORMVOGEL noch im aus Nord-Ost kommenden Schwell, später am Tag legt sich die Welle und die sonst so gefürchtete BISKAYA wird zum Ententeich. Aber Gemütlichkeit will nicht aufkommen. Der Himmel bedeckt sich zusehends und es ist kühl.
Am zweiten Tag bekommen wir Besuch von Delfinen, die mit erstaunlicher Präzision in 2er, 3er oder gar 4er Formation vor unserem Bug herjagen. Wir vermuten, das sie der Schatten unserers Bugspriets interessiert, denn sie luschern immer mit einem Auge nach oben.
Neben ein paar Fotos entsteht auch dieses Video, für das ich mal wieder von Ole Musik (aus 2013!) gestohlen habe
Die beiden Nächte verlaufen erstaunlich ruhig. Der Dritte Tag wird etwas doof, weil wir nun auch noch den Regen haben. Aber aus dem Deckshaus des STORMVOGELS lässt sich gut Wache gehen und wir werden erst mal nicht nass. In der Ansteuerung von LOCTUDY treffen wir im „Flachwasser“ der 100 Metertiefelnlinie jede Menge Schleppnetzfischer. Ich glaube zu wissen, das das die schlimmste Methode ist, um Fisch aus dem Meer zu holen. (?). Der Meeresboden hier einmalig geformt: Innerhalb kürzester Strecke steigt er von mehr als 4.000 Metern auf nur 100 an. Das sorgt bei Sturm für eine Monsterwelle, bei Flaute offenbar für jede Menge Fisch.
Wir erreichen LOCTUDY im trostlosen dunkelgrau, der Nieselregen macht nun doch den Skipper ordentlich nass – sein Regenzeug der AWN Hausmarke taugt gar nicht mehr. Alleine anlegen kann der STORMVOGEL trotz massiver Technik nicht. Alle Mann an Deck!
Heidis MUSTO Anzug sieht im übrigen zwar etwas schäbig aus, ist aber noch Regendicht. Unklar, warum. Bessere Qualität oder(deutlich) weniger benutzt?
In PORTUGAL hatte ich in einem Laden professionelle Regensachen für Fischer von GRUNDENS in der Hand. Deren Anorak fand ich super…und hätte gekauft, wenn mein Bauch kleiner wäre oder die eine größere Größe gehabt hätten. Ich glaube, so was wäre das Richtige. Denn wenn es regnet, dann regnet es und all dieser „atmungsaktive outdoor“ Quatsch ist am Ende doch nicht dicht und nur teuer.
Die Tankstelle der Marina ist frei und so tanken wir erst mal unseren Steuerbordtank wieder voll. Nass bin ich sowieso. Tanken mit Regenschirm, damit kein Wasser in den Tank läuft. Dann an einen Kopfsteg und überraschender Weise keine ausgedehnte Ausruhphase, sondern duschen und ab ins Dorf. Das spricht für sich. Wir kommen erholt an. Das gab es noch nie ;-))
Wir mögen den Fischerei Charme von LOCTUDY sehr. Das Dorf hat fünf Bars, drei oder vier Restaurants und zwei Supermärkte.
Was will man mehr?
Also gestern hätten wir uns noch 20 oder 30 andere Deutsche gewünscht und eine Bar, die das Deutschlandspiel überträgt. Aber bei nur vier Deutschen in LOCTUDY und einem regnerischen Sonntag macht es für keinen Barbesitzer Sinn, auf zu machen bzw. auf zu halten.
Tja und so verbringt der Skipper wieder ´ne knappe Stunde mit der Internet-Recherche, wie man das Deutschlandspiel per Internet auch im Ausland sehen kann. Keine Einzelheiten hier, ich bin mir nicht sicher, was Legal oder Illegal ist.
Aber wirklich Scheißegal hingegen ist mir diese völlig hohle Formulierung „…aus Rechtlichen Gründen ist diese Sendung nur in Deutschland verfügbar…“. Ich wüsste wirklich nicht, was das mit unseren Gesetzen zu tun haben soll. Hier geht es doch schlicht um private Verträge die zwischen Sender und UEFA. Und nur um Geld. Dann sollen die Damen und Herren das auch bitte so nennen „…aus vertraglichen Gründen…“. Dieser Volksverdummung durch penetrantes Verwenden von falschen und irreführenden Wörtern muss Einhalt geboten werden! Ja wohl, ja!!!
Nun denn, das 2:0 für Deutschland war schön anzusehen und wir wissen nun, das wir für Donnerstag einen Notfallplan haben…aber lieber wäre uns eine Bar.
In welcher Stadt auch immer, Hauptsache, sie liegt auf dem Weg nach Hause.
Bis hier hin hat der ehemalige Kommunikationsoffizier Korrektur gelesen, denn ich war in der Zwischenzeit mit dem Fahrrad im Dorf einkaufen:
1) 2 Baguettes, eines für heute Abend, eines für das Frühstück
2) 2 Kilo Muscheln, 4,50 Euro das Kilo direkt aus der Fischauktionshalle – aber, so der kurze Gedanke: Wo kommen die eigentlich her? Denn Muschelfarmen a la BALEEIRA haben wir bisher nicht gesehen – egal, die werden hier schon keinen Mist verkaufen
Dann noch einen netten Schnack am Steg und später die Muscheln in einem Sud von Koblauch, Zwiebeln, Salz, Pfeffer und Wasser gekocht. Ungefähr 10 Minuten – nach dem das Wasser kocht. Dazu Rose, denn im Kanister ist nicht, wie ursprünglich angenommen, Weißwein, sondern Rose.
Hey Mann, auch egal.
Hauptsache schmeckt. Oder was?
Peter.