Wir verlassen LOCTUDY am 15. Juni 2016 ohne ein einziges Foto gemacht zu haben und vorholen uns nach CAMARET SUR MER.
Warum sollte man auch in einem verschlafenen Fischernest alle Schattierungen von Grau fotografieren? Wenn man in Wirklichkeit Blau doch so liebt?
Die 57 Seemeilen gen Norden beinhalten die Passage von RAZ DE SEINE, die wohl geplant werden will. Dort sollte man, egal bei welchem Wetter, nur zur Stauwasserzeit erscheinen. Also die kurze Zeit zwischen Ebbe und Flut.
Ich dachte zunächst, na so genau musst Du das wohl nicht nehmen und recherchiere mal dazu im Internet. Ich finde einen ausführlichen Reisebericht (klickst Du hier) von einem Skipper, der die Passage schon mehrmals gemacht hat und dieses Video (klickst Du hier) von einem Hubschrauber aus gemacht, in einem Wintersturm 2007. OK, jetzt ist nicht Winter, es ist kein Sturm angesagt und schließlich haben wir die Passage 2012 süd gehend ja auch schon selbst einmal gemacht (klickts Du hier).
Und wie zur Bestätigung aller Planungen erscheinen aus dem Nichts so 20 oder 30 andere Segel, die munter um den Leuchtturm herum dampfen.
Merke: Wenn hier zur gleichen Zeit so viele Boote aufschlagen, muss die eigene Planung ja wohl richtig gewesen sein?
Sehr schön, so eine non-verbale Bestätigung unter Skippern.
Weniger schön ist, das wir mal wieder Motorsegeln. Irgendwie reicht der Wind zum Meilenmachen nicht. Bereits seit einiger Zeit reift der Gedanke, nach Möglichkeit kürzere Etappen zu planen und eine geringere Geschwindigkeit in Kauf zu nehmen – demnächst, denn noch sind die notwendigen Schläge lang.
Wir erreichen das sehr versteckt gelegene CAMARET SUR MER am späten Nachmittag und erfreuen uns mal wieder an Felsen an Land, Felsen im Wasser und Felsen so gerade eben an der Wasseroberfläche, hier, in Frankreich, selbstverständlich gut markiert. Der kleine Ort hat gleich zwei Yachthäfen, laut Handbuch ist der erste, äußere für die großen Boote (>10 Meter) und der innere, besser gelegene entsprechend für die kleinen. Ein Funkanruf beim Hafenmeister ermöglichst uns in den inneren Yachthafen einzulaufen. Die Box ist zwar wie üblich etwas kurz, aber wir liegen sehr gut.
Wenn man (ich!) ehrlich ist, sehe ich vom Ort außer dem Supermarkt, einer Kneipe und einem Restaurant nicht viel.
Aber den hier vorhandenen Friedhof der Fischkutter, den habe ich gleich zweimal besucht! Einmal direkt am ersten Abend – denn, wer weiß schon, wie grau der nächste Tag wird? Da habe ich Fotos der Fischkutterwracks gemacht…und mich gefragt, ob sich eine Videoerkundung via Drohne wohl lohnen würde?
Also am nächsten Tag die Drohne aufgetankt (äh, aufgeladen), getestet und wieder am Abend auf die andere Seite des Hafens gepilgert. Nun bin ich als Drohnenpilot nach wie vor unsicher, erst Recht wenn ein wenig Wind weht, Zuschauer herumstehen, Zuschauer ablenkende Fragen stellen oder auch Zuschauer sau-blöde Kommentare wie „…wenn der über mein Boot fliegt, schieße ich ihn ab…“ abgeben.
Also einfach fix meine Aufnahmen gemacht. Eigentlich braucht man ja für so was einen Piloten und einen Kameramann, in einer Person vereint wird das nichts. Daher stelle ich die Drohne jetzt einfach vor Abflug immer auf Aufnahme und stoppe die erst, wenn sie wieder gelandet ist.
Heraus kommen minutenlange Videos die auf ein erträgliches Maß geschnitten werden müssen. Der Sohn ist fern, die eben erst erlernte GOPRO Schnittsoftware (…ich sage nur: Delfine, Delfine!) unterstützt natülich nur GOPRO Material und so muss sich der Hobby-Pilot mühevoll in eine neue Videoschnitt-Software namens „SHOTCUT“ einarbeiten…und entsprechend der Lerngeschwindigkeit des überforderten Skippers gibt es natürlich noch kein Ergebnis. Später, irgendwann also auch mal Luftfilme von diesem herrlichen Ort.
Heidi beobachtet tagsüber ganze Schulklassen, die in kleinen Jollen gemeinsam das Segeln erlernen. Das erklärt, wieso hier an der Nordküste hunderte Boote mit französischer Flagge unterwegs sind. Keine großen Dampfer, so zwischen 7 und 10 Metern. Meist Paare, selten nur Männers und ganz selten auch mal eine Frauencrew.
In einer auf Irisch gemachten Kneipe können wir das DEUTSCHLAND – POLEN Spiel sehen. Tags zuvor haben wir bereits FRANKREICH – ALBANIEN verfolgt. Da war die Kneipe wirklich voll, bei dem Deutschlandspiel dann immerhin noch halb voll…aber nur wir haben auf den Fernseher gestarrt ;-))
Keine Ahnung, ob der Ort noch mehr Sehenswürdigkeiten bietet – der Kutterfriedhof alleine ist schon eine Attraktion. Ob die nahe gelegene Großstadt BREST da mit halten kann?
Peter.