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KORSIKA – unfreundlich bis freundlich

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Dienstag, der 15. September 2015. Wir liegen auf Anker vor ST. FLORENT (KORSIKA) und bereiten uns auf die Abfahrt nach NIZZA vor. 110 Seemeilen erfordern eine Übernachtfahrt und einen Aufbruch am frühen Nachmittag…

Es bleibt noch Zeit für einen KORSIKA Bericht…

Der Törn von ROM nach BASTIA (7-8/9/10/2015) war richtig gut. Wir sind zwar am Montag zunächst viel unter Maschine gelaufen, am Abend kam aber wie versprochen der Wind und wir konnten fast die ganze Nacht durchsegeln – nach Mitternacht mussten wir sogar das YANKEE reffen, um unseren Freunden auf dem Maschinen-getriebenen Boot nicht davon zu laufen ;-)
Am frühen Morgen, in Landnähe, kein Wind mehr und wieder den Brüllaffen im Keller gestartet. Gegen 8:00 Uhr laufen wir in den Hafen von BASTIA ein. Viel zu früh´ um einen Liegeplatz zu bekommen, aber als die Hafenmeister gegen 9:00 Uhr erscheinen klappt es dann doch und wir liegen gut im Stadthafen der Inselhauptstadt KORSIKA´s.
Der erwartete Besuch aus DEUTSCHLAND trifft kurze Zeit später ein und so wird es es harter (wg. Schlafmangel), aber schöner Tag.

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Nach einem Nachttörn ist man in den ersten Stunden nach der Ankunft relativ aufgekratzt und glücklich, das alles gut geklappt hat…dann aber schlägt die Müdigkeit erbarmungslos zu und zumindest der Skipper braucht Augenpflege ;-)

Beim Setzten der französischen Gastlandflagge wundere ich mich kurz, wieso die schon soooooo gebraucht aussieht. Dann fällt es mir wieder ein: Klar doch, die hing doch Wochenlang im Pazifik, in Französisch Polynesien (Tahiti und so) im Mast…tsstststsss, wie konnte ich das vergessen?

Ein kleines Ärgerniss ist die Versorgung mit einer lokalen SIM Karte für Telefon und Internet. Der Anbieter ORANGE verbietet die Nutzung der Hot-Spot Funktion von Smartphones. Man kann also sein Smartphone nicht nutzen, um darüber mit seinem PC oder TABLETT ins Internet zu gehen – obwohl man entsprechendes Internet Volumen gekauft hat. Das ist insofern interessant, als das der Anbieter ohne Mitlesen und Interpretation der Datenpakete gar nicht unterscheiden kann, ob der Datenverkehr vom Smartphone kommt oder von einen über Hot Spot verbundenen PC. Die Lösung besteht nicht in der Auswahl eines anderen Tarifes (gibt es nicht), sondern im Kauf eines Hot-Spot Dongels und einer weiteren SIM Karte. Telefonanbieter = Raubritter des 21. Jahrhunderts!

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Die gut 70 € Liegegebühr für eine ranzige Infrastruktur verführen uns zur Weiterfahrt. Nach Norden, an der Ostküste. Hier soll es einige gute Ankerplätze geben, wenn denn nicht gerade der Schwell (alte, durch Wind verursachte Wellen) auf die Küste steht. Kein Gedanke an Anker. Wir erkunden den sehr kleinen Hafen MARINE DE MERIA und laufen bei 1,4m Wassertiefe im Schlick kurz fest. Der Törnführer sprach von 2m – die letzte Lotung muss schon was länger her sein?
Die Wassertiefe ist aber auch egal, der Hafen ist rappel voll mit kleinen Booten. Also weiter nach MACINAGGIO. Auch hier steht der Schwell so das nur die Marina bleibt. Irritierend sind die vielen gelben Bojen in/vor den Ankerbuchten. Sieht so aus, als ob sie die Buchten absperren sollen – aber kein Hinweis in Seekarte oder Törnführer darauf. Will man die Yachten in die Marinas zwingen?

Die Marina MACINAGGIO  ist deutlich gepflegter als der Stadthafen von BASTIA und sogar etwas günstiger. Wir bleiben zwei Nächte um den Seekranken Gästen die wenigen Tage an Bord des STORMVOGELS nicht völlig zu vermiesen.
Der Ort ist so klein und abgelegen, das man keine Autos oder Motorroller leihen kann – auch nicht weiter schlimm, denn die Zeit vergeht wie im Fluge.

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Der Wetterbericht bleibt weiter auf NORD-OST Winde (und Schwell), also entscheiden wir uns auf die andere Seite von CAPE CORSE zu gehen – da müsste es ja ruhiger sein. Wieder suchen wir Ankerbuchten ab und bleiben zunächst in CENTURI hängen (11/9/2015). Wir denken, wir liegen auf dem südlichen Ankerplatz gut geschützt und erkunden mit dem Dingi den Ort mit der (vermutlich weltweit) größten Restaurant-Dichte. Alles nett, ruhig und beschaulich. Als wir am Nachmittag zum Boot zurück kehren, rollt der Dampfer so ungemütlich in der Dünung, das wir uns zur Weiterfahrt entschließen. Es ist zwar schon 17:00 Uhr und es sind 17 Seemeilen bis ST. FLORENT, aber mit dem Geschaukle hat das hier vor CENTURI keinen Zweck.

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Also dampfen wir los, Anfangs noch mit Motorsegeln, dann ist der Wind ganz weg und wir laufen nur unter Maschine. Gegen 20:20 Uhr fällt der Anker, gerade noch mit Tageslicht, alles gut, alles schön – und: Fast so ruhig hier wie in einer Marina. Gute Entscheidung.

Am Samstag verlassen uns unsere Freunde schon wieder und der Tag plätschert eigentlich so vor sich hin.

Na ja, nicht ganz:
Wir wollen ein Auto für eine Inseltour am Sonntag mieten und latschten zum einzigen Vermieter in ST. FLORENT. Der hat im Internet sogar eine englisch sprachige Seite, reagiert aber nicht auf eMails und legt am Telefon einfach auf, wenn er englisch hört.
Also müssen wir das wohl persönlich hin?

Was für ein Stinkstiefel!

Er gibt uns zu verstehen, das wir nur mieten könnten, wenn wir seine Sprache sprechen würden – und schmeißt uns aus seinem Büro raus.

Tatsächlich ist es hier so, das wir nur wenige freundliche Eingeborene treffen – in der Regel sind die Menschen abweisend, verschlossen und schroff. Was das wohl soll? Haupteinnahme-Quelle ist laut INTERNET der Weinanbau und der Tourismus.
Es gibt viele französische Touristen hier – vielleicht sind die willkommener? Jede Menge, wirklich jede Menge Biker. Und was das für Motorräder sind – vom feinsten und fast alle sehen niegel nagel neu aus…

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Also nix mit Auto – aber mit Motorrollern. Der Vermieter spricht zwar auch kein Englisch, ist aber willens und in der Lage, mit Händen und Füßen mit uns den Mietvertrag zu machen.

Sonntag (13/9/2015) regnet es und wir machen Morgens kleine Bootjobs und treffen uns Nachmittags an Land in einer Bar zum Kartenspielen.

Montag dann die Rollertour, die größte Anforderung an den Körper und insbesondere an den Hintern stellen wird. Wir fahren durch die Berge und an der Küste über ILE ROUSSE nach CALVIS, im Nordwesten der Insel. 75 Kilometer, one way. In CALVIS ein sehr gutes 3-Gänge Menü für 20 € pro Person genossen und beim Schlemmen die Zeit etwas aus den Augen verloren…
…der Rückweg soll weiter in die Berge führen, dort gibt es laut Touristen-Information Weinbauern die ihren Wein verkaufen.
Wir fahren die Weinstrasse – finden **KEINE** Möglichkeit, lokalen Wein zu kaufen und verfahren uns kräftig. Die (falsche) Straße führt uns tief in die Berge – atemberaubende Panoramen eröffnen sich hier…aber nun ist es schon 17:00 Uhr und wir sind weit weg von zu Hause – wenn man mal die sehr kurvenreichen Straßen und die limitierte Geschwindigkeit der Motorroller mit in Betracht zieht.

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Also auf gleichem Weg zurück, wir erreichen ST. FLORENT gegen 20:30 Uhr, schon wieder, schon wieder im letzten Tageslicht ;-)

Soweit KORSIKA.

Ach ja, eine “alte Bekannte” haben wir hier auch wieder getroffen. Der Superyacht-”Schlepper” ARCTICA ankert auch vor ST. FLORENT. Den haben wir zuletzt in PAPETE, TAHITI im Juli 2013 gesehen. Zufälle gibts…?

Peter.


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