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PANAMA KANAL Transit 14/15 April 2013

Es ist vollbracht. Der STORMVOGEL hat erstmals in seiner Geschichte den Pazifik erreicht – wenn man mal den Golf von PANAMA großzügig mit dazu rechnet…

Wir sind gestern planmäßig gegen 13:00 Uhr aufgebrochen. Na ja, nicht auf dem Plan stand der  sinnflutartige Regen, der uns auf dem kurzen Törn zur FLATS Anchorage überraschte. So viel, so heftig, so ungewohnt!

Die FLATS Anchorage ist der Warteplatz für kleine Fahrzeuge, also auch für uns Yachties. Dumm ist nur, das es dort 10-12 Meter Wasser gibt, und wir mit unserer 30 Meter Kette da nicht ankern können. Also suchen wir eine Kante am Rand und ankern kurz auf
8 Meter. Der Lotse George erscheint gegen 15:30 Uhr – und findet den Regen toll!

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Überhaupt hat der Mensch eine unanständige gute Laune! Ob der immer so ist? Nun denn, Anker auf und auf in Richtung erste Schleuse! Es regnet weiter…

…kurz vor der Schleuse gehen wir mit unserer Steuerbord-Seite längseits an einen großen amerikanischen Katamaran. An dessen Steuerbordseite ist bereits ein weiteres Segelboot fest gemacht. Das machen die Kanal-Lotsen eigentlich ganz geschickt: Die Katamarane haben zwei Motoren und können daher sehr gut manövrieren. In solch einem Päckchen fungieren sie als Schlepper und Hauptmotor. Sehr effizient. Eine vierte Yacht ist so groß, das sie alleine (…in der gleichen Schleusenkammer) geschleust wird.

Mittlerweile haben wir den Grund für die gute Laune von George heraus gefunden: Er ist 59 Jahre alt und wird am 1. Mai 2013 60.
Zum Beweis gibt es den Führerschein denn ich weigere mich, das Alter zu glauben. Er sieht wie Ende 40 aus. Nun denn: Mit 60 kann man als Mitarbeiter der Kanalgesellschaft frühestmöglich in Rente gehen…und darauf freut er sich so!

Die Schleusenmanöver in den drei Becken der GATUN-Schleuse funktionieren tadellos! Man merkt dann doch, wenn erfahrene Segler die Crew stellen! Mit Gabi,Jan und Cedrik könnte man bestimmt auch viel weiter segeln Image may be NSFW.
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;-)

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“Oben”, auf dem GATUN-See angekommen hat der Regen nun endlich nach gelassen und es nieselt nur noch. Trotz Regenzeug sind alle klitsch-nass. Die Abenddämmerung hat begonnen und es ist still, sehr, sehr still.

Die vier Yachten machen sich auf den Weg zu zwei naheliegenden Mooringbojen, die Lotsen zeigen uns, wie man daran fest macht und werden dann von einem Boot abgeholt.

George verabschiedet sich – besonders lieb von Heidi, die ihn wahrlich fürstlich bewirtet hat. Das leibliche Wohl schreibt die Kanalgesellschaft in ihren Statuten zwar vor, aber so umsorgt wurde George wohl sonst nur von seiner Mutter Image may be NSFW.
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;-)

Alles ist nass, glitschig und schwül. Unter Deck Sauna, pur. An Deck Nieselregen, der dann ganz aufhört und das Abendbrot im Cockpit ermöglicht.

In den Reisebüchern / Blogs war immer die Rede von GATUN Partys an den Moorings – aber irgendwie finden die Boote sich nicht und jeder geht seiner Wege.

Die Nacht ist UNERTRÄGLCH! Ich “schlafe” mal wieder im Cockpit…recht unbequem, aber bestimmt 10°C kühler als unter Deck.
Geweckt werde ich ab und zu vom Anker nahe liegender Schiffe, die hier, aus welchem Grund auch immer, ebenfalls die Nacht verbringen…eigentlich ist der Kanal für Seeschiffe 24/7 in Betrieb.

Am kommenden Morgen (Montag, 15/04/2013) werde ich vom Suchscheinwerfer eines Lotsenboots um 05:30 Uhr geweckt. Die stellen fest das STORMVOGEL noch schläft und setzen den einen an Bord befindlichen Lotsen auf einem anderen Dampfer ab…und verkünden, das sie in 20 Minuten mit dem nächsten kommen würden.

Na denn mal wach werden, Frühstück machen und den Kopf sortieren!

Der Tisch im Cockpit ist fürstlich gedeckt und wir sind mitten im Gefecht, da kommt Victor, unser Lotse für den zweiten Teil. Erfreut nimmt er am Tisch Platz, geschwind einen Kaffee mit Milch und Zucker serviert und dann Leinen los. Während die
Manschaft samt Lotse ca. 1,5 Stunden (!) frühstückt schaukelt der Skipper den STORMVOGEL ganz gemütlich mit knapp 6 Knoten durch den GATUN See.

Morgen-Idylle.

Die Kanal-Passage selbst wird uns schnell langweilig, zu wenig Schiffsverkehr für mehr Adrenalin. Aber wir reißen Meile um Meile ab, die Landschaft ändert sich von See auf Kanal, viele Baustellen (hier im Gebirge wird der Kanal verbreitert und vertieft) und
nun auch Seeschiffe werden passiert.

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Victor geht noch nicht in Rente, aber wir erfahren das es in PANAMA auch ein staatliches Rentensystem gibt. Dort gibt es maximal 2.500 US-Dollar im Monat. Ob das für das Leben reicht, will ich wissen. Viktor lacht und meint, wenn man will, schon. Aber wenn man dicke Autos fährt dann nicht Image may be NSFW.
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;-)

Überhaupt hat Viktor eine sehr klare Sicht auf die Lage in PANAMA: Das Land sei wirklich reich, aber die Reichen würden reicher und die Armen ärmer. Politiker, die vorher wenig hatten sind am Ende der Amtszeit plötzlich reich und das ganze Geld, das der Hafen in Colon erwirtschafte, lande irgendwo in PANAMA City und nicht in Colon. Daher sehe das da auch so arm aus, wie es nun mal aussieht.

Aber PANAMA sei stabil und sicher.

Ich denke, schauen wir mal, wie lange das System sich hält. Irgendwann werden die normalen Panamesen ja wohl merken, das sie mit den PANAMA Kanal eine Goldader haben und ihren Teil davon ab haben wollen – schließlich teilt diese Wasserstrasse ja
ihr Land und nimmt unglaublich viel Fläche in Anspruch: Keine Stelle am Kanal ist bewohnt – alles weiträumig abgesperrt und isoliert.

Immerhin sind die Kanal-Profiteure nicht doof: Sie bauen gerade neue Schleusenkammern, natürlich größer als die bisherigen, um noch mehr Schiffe abarbeiten zu können. Aber die neuen Schleusen werden auch gebaut, weil niemand weiß, wie lange die alten, mittlerweile 100 Jahre alten Schleusen, noch halten.

Wenn man das mal mit der lächerlichen Situation am Nord-Ostseekanal vergleicht, fragt man sich in der Tat, in welchem Land man ist. Immerhin ist der NOK der dritt-wichtigste Kanal in der Welt…

…aber zurück zum Transit: Auf der Pazifikseite geht es also wieder hinab auf Meeresspiegel. Dazu durchlaufen wir die SAN MIGUEL und die MIRAFLORES Schleusen und schwubs, die Brücke Amerikas passiert, Lotse von Bord und Pazifik vorraus!

Auch Victor bedankt sich überschwenglich bei Heidi…(na logisch, bei dem Gulasch!).

Im BALBOA YACHT CLUB geben wir unsere Leinen und (Reifen-)Fender ab und ergattern doch noch eine freie Mooring. Die Dame im Büro hatte den ganzen Tag über behauptet, es sei nichts frei…

…aber die Jungs am Pontoon haben wohl doch immer den besseren Durchblick!

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Unsere Crew hat uns hier ebenfalls verlassen und den Rückweg angetreten. Wir verbringen die Nacht hier an Bord und machen uns Morgen Früh´ ebenfalls auf den Weg zurück in die SHELTER BAY MARINA – um den Kanal ein zweites Mal, diesmal an Bord
der VOYAGER als Line-Handler (Crew) zu bereisen.

Der STORMVOGEL muss dann hier eine Nacht alleine liegen bleiben…hoffentlich passiert nix!

Peter, mit Freigabe durch den Kommunikationsoffizier.

Peter.


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