Der PANAMA-Kanal ist wirklich eine sehr hoch frequentierte Wasserstraße…zum Beweis hier mal ein Plotter-Bild mit den AIS Signalen (die grünen Dreiecke) der hier (Atlantik/Karibik-Seite) liegenden Schiffe:
Der rote Pfeil bei dem einen (in der Bildmitte liegenden) Dreieck zeigt uns an, das dieser Dampfer fährt. Und zwar komfortabel in Richtung (=Pfeilrichtung) und Geschwindigkeit (=Länge). Mit anderen Worten: ALLE anderen liegen vor Anker!
Jeden Freitag Abend gibt es hier ein Marina-Grillen (BBQ). Der Grill wird gestellt, jeder bringt sein Fleisch und seine Getränke mit…und einen Salat, von dem aber alle probieren dürfen. So kommt dann recht schnell und einfach ein sehr internationales Buffet zu Stande! Gute Sache, dieses Grillen!
Am vergangenen Mittwoch (10/04/2013) waren wir einkaufen – 680 US-Dollar ärmer, aber um eine Geschichte reicher…
…also das war so:
Wir entern am frühen Nachmittag direkt mit zwei Einkaufswagen bewaffnet den REY Supermarket in einem Vorort von Colon.
Wir wussten, wir haben viel vor!
Wir wussten, das wird nicht einfach!
Wir wussten, es wird Stress geben!
Zunächst wurde uns schnell klar, wir brauchen einen Dritten Wagen für die ganzen Getränke: 50 Liter Trinkwasser (als Notreserve, falls der Wassermacher mal aussteigt), 148 Dosen Bier (nicht für die Etappen, aber die Zeit dazwischen!), 25 Liter Wein (dito), 24 Dosen Cola und 24 Dosen Cola-Light. Sparcling Water (Sprudelwasser) gibt es hier nicht – wir hoffen sehr, das wir das in PANAMA CITY bekommen…so ca. 1.000 Liter
Weil dieser so beladene Einkaufswagen nun besonders schwer zu bewegen war bugsierte ich ihn vorsichtig in die Kassenzone und parkte ihn so, das niemand behindert wird. Vorbildlich, möchte ich meinen!
Wir kaufen also weiter ein, füllen die anderen beiden Wagen randvoll auf und kommen an unserem Getränkewagen vorbei. Da hat doch jemand eine Platte Bier, 12 Dosen Cola und 12 Dosen Cola Light “geklaut” – jedenfalls sind die nicht mehr im Wagen!
Skandal!
Mein argwöhnischer Blick fällt auf eine offenkundig englische Familie mit vier Kindern, die gerade die Kassenzone zum Abenteuerspielplatz erklärt haben während die Eltern ihre beiden Wagen in Richtung Kasse schieben. Und was erspähe ich (verdeckt, natürlich!) in einem Wagen: 1 Platte Bier, 12 Dosen Cola und 12 Dosen Cola Light.
Was tun?
OK, also erstmal einen verärgerten Blick in Richtung englische Familie abschießen…der trifft die Frau die offenbar erkennt, das das UNSER Wagen war. Aber wie den “Diebstahl” nachweisen? Also resigniert zurück zu den Getränken und die Feststellung, das Cola Light alle ist. Aha, daher der “Diebstahl”, der ja noch gar keiner war.
Na denn.
Ab jetzt werden alle drei Einkaufswagen von mir argwöhnisch bewacht, während Heidi durch die Gänge flitzt und die restlichen Dinge auf der endlosen Einkaufsliste beschafft.
Endlich, nach mehr als drei Stunden Richtung Kasse!
Ich vergewissere mich, das wir mit Kreditkarte zahlen können (…hätte ich ja auch vorher machen können…) und los geht die Bon/Scan/Tip-Orgie!
Es rauschen in schneller Folge die 100,200,300 und 400 Dollar durch…
…doch dann, bei exakt 415,00 Dollar geht es nicht weiter.
Nach ein paar Minuten meint die Kassiererin, ich solle mal auf ihr Display schauen: Da steht “MALE FUNCTION IN PROGRAM 08A1″. Die ganze Kasse steht – keine Reaktion auf Scanner oder Tastatur. Tot, einfach Tot…
Die Kasse ist mal einfach so beim Zwischenstand von 415,00 US$ ABGESTÜRZT.
Heidi und ich sind vom Einkaufsstress recht ruhig gekocht, dafür erscheinen in schneller Folge folgende REY Mitarbeiter (…in der Reihenfolge ihres Auftretens)
1) Die stellvertretende Kassenaufsicht (…wichtig tuend, aber ahnungslos)
2) Zwei Kassierer-Kolleginnen (…”nein, sowas hatten wir auch noch nicht”)
3) Ein weiterer Packer (…”hey, was ist denn bei euch los?”)
4) Der diensthabende Marktmanager (…mein Blackberry macht mich wichtig)
Letzerer versucht die technische Hotline für die Kassensysteme mit seinem Blackberry zu erreichen – völlig erfolglos.
Die Kassenschlange ist mittlerweile geschlossen.
Keiner ist bereit, den ganzen Kram bei einer anderen Kasse noch mal über das Band/die Kasse zu ziehen…
So vergehen mal eben 10 bis 15 Minuten, ich erhöhe mich selbst zum stillen Beobachter statt in die Rolle des cholerischen Kunden zu verfallen…und habe ein strenges Auge auf die Ware im Wert von 415,00 US-Dollar, die ja bereits hinter der Kasse in den Einkaufswagen liegt…
Dann erscheint würdevoll die Kassenaufsicht – zu erkennen am Outfit und der Kenntnis der richtigen Hotline-Nummer. Kurze Schilderung des Falls – und klare Ansage der Hotline:
Reset der Kasse.
Ich empfinde ein unhörbares Stöhnen bei allen Beteiligen…und eine gewisse Fassungslosigkeit meinerseits. Kassensysteme sind in meinen Augen nicht besonders innovativ oder gar technisches Neuland…
…nun denn: Die Kassenaufsicht schaltet die Kasse aus…durch das folgende Einschalten wird ein schier endloser Bootvorgang (Startvorgang) in Gang gesetzt und ich frage mich, ob man mit dieser Software vielleicht auch Atomkraftwerke steuern könnte?
Unser Packer und unsere Kassierern bereiten derweil resigniert die bereits abgepackten Tüten zum erneuten Einscannen vor…
…da geschieht, nach weiten 10 Minuten das unfassbare Wunder von REY:
Die Kasse restauriert vollständig und richtig den letzten, abgebrochenen Kassier-Vorgang – auf den Cent genau 415,00 US Dollar.
Donnerknittel – das hätte ich der Kasse wirklich nicht zugetraut.
Die REY Mitarbeiter offenbar auch nicht – jedenfalls ist die Freude groß!
So wird (unter den Argusaugen der Kassenaufsicht) weiter gescannt und am Ende der Bon (678,35 US-Dollar, ca. 3,5 Meter lang) gedruckt. Erleichterung bei den REY-Leuten.
Ich zücke die Kreditkarte…
…die Kassiererin fragt nach dem Ausweis…
…ich stutze: Wie, was, welcher Ausweis? Ich denke, Karte reicht? Kein Ausweis dabei!
(…gebannte Stille…der Blick der Kassiererin wandert zur immer noch anwesenden Kassenaufsicht…)
…die gibt, leicht amüsiert und ohne mit der Wimper zu zucken das erlösende “GO”.
Ich sag ja, gute Kassenaufsichten muss man eben haben!
Eigentlich bietet REY ab 300 US-Dollar einen kostenlosen Lieferservice…aber der Truck ist unterwegs und wir denken, die 20 Dollar für das Taxi machen den Kohl auch nicht mehr fett.
Aber der erste Taxifahrer gibt uns einen Korb – zu viele Klamotten und zu weit weg. Der zweite ist ahnungslos und schätzt, das die Fahrt 8 Dollar kostet, wir wissen es besser und zahlen am Ende das, was sich gehört.
Wir brauchen 1,5 Tage um den ganzen Kram gut im Schiff zu stauen. Nun fehlt nur noch frisches Obst und Gemüse…und eben das Sparcling Water als Bier-Ersatz.
Überhaupt “Bier”: Die 146 Dosen rechtfertigen sich so. In dem Buch 1.200 Samstage der Familie Röver haben wir gelesen, das eine Dose Bier in der Südsee 6 mal mehr kosten würde, als hier. Na ja, haben wir gedacht, kaufen wir mal ein
Jetzt aber endlich Samstag!
Nach der Ruhe kommt nun wieder Spannung auf. Morgen um diese Zeit werden wir in Richtung GATUN-Schleuse unterwegs sein – zusammen mit unseren Line-Handlern Gabi, Jan und Cedrik. Gabi und Jan sind auf der deutschen Yacht VOYAGER unterwegs. Die sind auch im Juli 2012 in Hamburg gestartet, aber aus Harburg (tststststs). Hier der Link auf deren ebenfalls lesenswerten Blog.
Cedrik ist auf einem französischem Dampfer unterwegs und heute nach PORTOBELLO ausgelaufen…und kommt Morgen mit dem Bus zurück. (Hoffentlich!!!)
Ab 13:00 Uhr Ortszeit (wie wir heute in Gesprächen mit den Kindern gelernt haben entspricht dies 20:00 Uhr deutscher Zeit) müssen wir im Ankergebiet “The Flats” auf den Lotsen warten. Dessen Ankunft ist für 16:00 Uhr angesagt. Dann eine Stunde zur GATUN- Schleuse, mit Chance also Mitternacht deutscher Zeit…mit dem Zuschauen wird das wohl nix! Schade ;-(
So richtig haben wir bisher die Gegend nicht erkundet…immerhin haben wir die Umgebung der Marina zu Fuß erschlossen und sind von einer Horde Brüll-Affen wüst beschimpft worden, als wir deren Revier kreuzten.
Und wie es halt mit Affen so ist – so richtig zeigen wollten sie sich nicht. Ich bin sicher, das auf meinen “Baumkronenbildern” der ein oder andere Affe sein müsste – aber ich sehe sie jedenfalls immer noch nicht
Das ganze Gelände ist eine verlassene US Basis – man könnte entweder einen Endzeitfilm drehen oder ein Luxus-Ressort aufmachen. So, wie es jetzt hier aussieht ist es aber schlicht nur Landverschwendung.
Ab Morgen war es das denn auch mit der schönen Internet-Verbindung. Danach mindestens bis GALAPAGOS nur der s…teure Satellit. Also nix mit vielen Fotos, Skype oder Google.
Ich habe die gute Anbindung aber intensiv (aus-)genutzt und bei beiden Notebooks das erste WINDOWS Update seit 06/2012 durchgezogen, den Virsenscanner auf den neusten Stand gebracht, die elektronische Seekarte für Pazifik, Australien und Neu Seeland installiert, die Lizenz dafür gekauft und aktiviert und VOR ALLEM eine (nun endlich verfügbare) neue Version der MAXSEA Software installiert. Jetzt kann man endlich wieder die Positionsdaten der Wegepunkte über die Tastatur eingeben und nicht nur mit dem Cursor in der Karte.
Die gute Internet-Verbindung hat es mir auch ermöglicht, ein SD-Karten Problem auf dem PANASONIC CF-53 Notebook zu lösen: Immer, wenn ich eine 64 GB SDXC Karte einlegte, gab es merkwürdige Fehlermeldungen, Lesefehler oder sonstigen Nonsens. Klar, das konnte nur ein Treiberproblem sein. Mit Hilfe von GOOGLE dann auch gelöst und dabei gelernt, das solche SD “XC” Karten speziell formatiert werden müssen. Ein normales WINDOWS Format zerbröselt die nur. Ach, wie ich Technik liebe…
Heidi liebt die Technik auch, aber anders: Sie hat heute ausführlich SKYPE gestresst…schon verrückt, die Enkel im Videobild vor dem PC herum turnen zu sehen
Soweit der wohl letzte ausführliche Bericht in Wort und Bild für eine längere Zeit.
Wir geloben immerhin Texte zu senden…
…und vielleicht auch mal ein Bild
Peter, diesmal mal wieder mit Freigabe durch den Kommunikationsoffizier.