Das Wetter im LIMFJORD lässt sich einfach beschreiben und kennt nur zwei Zustände:
Zustand 1: WEST >20 Knoten
Zustand 2: Irgendwas anderes, aber ganz wenig
Nun würden Spitzensportler mit ihren Super-Sport-Booten sicher im engen Fahrwasser gegen den WEST Wind ankreuzen, wir, die wir einen holländischen Ozeandampfer fahren schmeißen den Brüllaffen an, verkriechen uns hinter der Sprayhood oder im Deckshaus und dampfen gegen an. Denn das geht im LIMFJORD durchaus. Die Welle ist erträglich und 10-15 Knoten auf die Nase sind noch OK…ich weiß, das ist geschönt…
Am 17. Juni wollen wir das kurze Stück (27 Seemeilen) nach Løgstør dampfen. Der Ort soll ganz schön sein, also genau das, was wir suchen!
Wir erreichen die AGGERSUND Brücke und warten wieder geduldig auf die Öffnung. Der Wind hat längst aufgefrischt und wenn es noch weit wäre, würden wir hier wohl Station machen. Mit einer Mischung von Bewunderung und Unverständnis beobachten wir einen Eingeborenen, der unter Segeln extrem hart am Wind die Brücke passiert…was eine Deutsche Crew (NATÜRLICH NICHT WIR!) offenbar als Herausforderung versteht und im engen Fahrwasser nach Løgstør mit dem Dänen um die Wette kreuzt.
Jeder wie er will, sicher.
Aber wie war das noch? Die Freiheit des einzelnen hört genau da auf, wo sie die Freiheit von anderen einschränkt.
Die meisten Boote, mit denen wir die Brücke passiert haben, lassen Løgstør links liegen und gehen weiter. Auch die beiden Racer. Wir wollen nicht weiter. Im engen Kanalhafen finde ich keinen Platz – vermutlich habe ich ob der Anspannung auch nicht richtig gesucht und schon gar nicht auf die Mannschaft gehört. Sehr eng hier, wir vertreiben andauernd und ich habe Mühe, nicht anzuecken.
Also in den kleinen „Stadthafen“ neben an. Komisch: Sah´ von draußen irgendwie größer aus! Durch die super enge Einfahrt, direkt in die (wie üblich bei uns) zu kurze Box. Neben der Länge ist die Breite auch ein kleines Problem und wir bleiben kurz mal hängen. Wie gut, das der STORMVOGEL eine wirklich funktionierende Scheuerleiste hat!
Die Mannschaft verbringt Heldentaten, der Skipper mault (natürlich) wie immer und irgendwann ist unser Boot vernünftig angebunden – äh – fest gemacht.
Das Wetter an Land ist anders. Warm, Sommer, zwar windig, aber OK.
Und so genießen wir den ersten richtigen Sommernachmittag, seit wir in MIDDELFART aufgebrochen sind. Natürlich mit einer kleinen Supermarkt-Attake, Eis und…jetzt kommts: Muschelessen!
Denn im LIMFJORD werden große Muschelfarmen betrieben und die Ernte wird in den Supermärkten vor Ort auch verkauft. Lecker. Einfach Lecker!
Und wir glauben das beurteilen zu können: Die Qualität der LIMFJORD Muscheln ist viel besser, als die in SÜD-FRANKREICH.
Und jetzt, da der Skipper mühevoll diese Zeilen schreibt, fragt er sich, wie die Mannschaft es mal wieder fast hin bekommen hätte, das wir gleich am nächsten Tag weiter fahren. Dieses subversive. Diese Ziel-Gerichtete. Dieses hinterlistige Verfolgen von Zielen, die denen des Skippers diametral entgegen stehen. Dieses unsinnige schnell ankommen wollen.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Der Skipper verordnet einen Haftentag in schöner Umgebung. Waschen, Fotos machen, Spazieren. Leben an Bord.
Ach, was wäre das Leben ohne Mannschaft?
Einsam.
Peter.