Wie liegen an einem Ponton in ALCOUTIM. Das Dorf liegt am Grenzfluss RIO GUADIANA, der hier PORTUGAL von SPANIEN trennt. Früher eine echte Grenze – jetzt, EUROPA sei Dank, nur Fluss.
Schon vier Tage sind wir hier und treiben so vor uns hin. Jeden Tag ein kleiner Spaziergang, ein ausgedehntes Mittagessen an Land und kleine, aber dennoch berichtenswerte Erlebnisse.
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Also höchste Zeit für einen neuen Blog-Beitrag.
Nach Ankunft in VILA REAL DE SANTO ANTONIO erst mal wieder verschnaufen. Das geht auf einer Eisenbahnfahrt nach FARO ganz besonders gut. Anfangs ist der Zug noch fast leer, aber je näher wir FARO kommen füllt sich der Zug bis auf den letzten Platz. Viele Touristen, aber durchaus auch Eingeborene.
FARO ist ganz nett, aber kein Ort an dem man mit dem Boot gewesen sein muss. Die Wasserlöcher vor dem Ortskern, die als Ankerplätze ausgewiesen sind, machen uns von Land aus betrachtet nicht an. Nach etwas suchen finden wir einen MEO Shop in dem wir lokales INTERNET fürs Handy kaufen können. Und jetzt kommts: 15 GB für 30 €. 4G Highspeed. Zum Vergleich in SPANIEN (via ORANGE): 2 GB für 15 €. Und das spaßig-merkwürdige ist: In PORTUGAL will keiner einen Ausweis für die PREPAID SIM Karte sehen. Gibt es hier keine Terror-Gefahr?
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Nun denn, wir trödeln ein wenig weiter und planen den nächsten Schlag.
Was habe ich mit alles für Gedanken gemacht – für die Abreise aus VILA REAL DE SANTO ANTONIO. Aus dieser engen, von unkalkulierbaren Strömungen durchsetzten Marina heraus, die Brückenpassage, die Flussfahrt mit ihren lauernden Untiefen, dem möglichen Liegeplätzen in ALCOUTIM?
Viel zu viele Gedanken. Viel zu viel Sorgen. Ein Problem des älter werdens: Alles scheint viel komplizierter als es wirklich ist. Einfach machen ist einfacher als ewig darüber nachzudenken. OK, vielleicht mit ein bisschen Bedacht „einfach machen“….aber dann wirklich MACHEN!
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Über den technischen Ablauf der Flusspassage habe ich ja schon hier geschrieben. Das Wetter lässt uns ein wenig im Stich und die dunklen Wolken und die Kälte lassen den RIO GUADIANA in einem schlechteren Licht erscheinen, als er tatsächlich ist.
Denn wo in der Welt findet man Seeschiff-fähigen Fluss, an dem es keine, absolut keine Industrie gibt? Natur pur. Auf beiden Seiten. Die SPANISCHE Seite ist sogar noch ursprünglicher, noch naturverbundener als die PORTUGIESISCHE Seite. Hier gibt es ab und zu Häuser, aber keine Dörfer.
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Bis ALCOUTIM. Wäre schon interessant zu erfahren, wieso hier auf gleicher Höhe in beiden Ländern Dörfer am Fluss entstanden sind. Und wieso ALCOUTIM auf der PORTUGISICHEN Seite deutlich lebhafter wirkt, als SANLUCAR DE GUADIANA auf der SPANISCHEN Seite.
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Beleuchten wir einmal kurz die Unterschiede, nur knapp 400 Meter durch den Fluss getrennt:
1) Sprache
Alle Portugiesen, die wir treffen, sprechen fließend Englisch. Je jünger die Leute sind, um so besser. Auf der andren Seite, in SPANIEN: Nada, zero, niente, nix. Wer kein SPANISCH spricht ist aufgeschmissen.
2) Zeit
PORTUGAL ist seiner Zeit voraus. Eine Stunde vor SPANIEN – oder DEUTSCHLAND. Kreuzt man den Fluss, reist man in die Zukunft – oder in die Vergangenheit, ganz wie es beliebt.
3) Geld
Ein Bier und ein Kaffee mit Milch. SPANIEN: 3,50 Euro, PORTUGAL: 2,00 €.
4) Aufgeschlossenheit
Die PORTUGIESEN scheinen sich für einen echt zu interessieren, die SPANIER auf der anderen Seite sehen einen als Touristen. Beides ist OK für uns.
Wir erkunden beide Dörfer zu Fuß. In SANLUCAR besichtigen wir die Windmühlen (die uns sehr an die auf MYKONOS erinnern) und die Kirche, in ALCOUTIM erkunden wir die historische Burg, das stillgelegte RIVER HOTEL und die halb verlassene Apartmentanlage neben an.
Sehr schöne Spaziergänge, die trotz der teilweise vorhandenen Regenschauern trocken bleiben.
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Wir entdecken eine Art Seilbahn, die von einem kleinen Berg auf SPANISCHER Seite quer über den Fluss nach PORTUGAL führt. Derzeit nicht in Betrieb – aber im Sommer sitzt man wohl in einer Art Bootsmannsstuhl und jagt quer über den Fluss. Heidi behauptet, das sie sich das trauen würde – und ich würde ihr zu gerne die GOPRO auf den Kopf schnallen um den Ritt filmisch zu dokumentieren – allein, die Anlage ist außer Betrieb und Heidi bleibt den Beweis ihres zweifellos vorhandenen Mutes schuldig. Eine starke Behauptung ist noch lange kein Beweis. Auch nach 30 Jahren nicht.
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Der Fährmann überredet uns mit wenig Aufwand zu einer kleinen Flusstour Stromaufwärts. Wir sehen zunächst viele traurige Boote vor Anker und Mooring. SAD YACHTS nennen die Engländer Boote, die stark herunter gekommen einem ungewissen Ende entgegen gammeln. Dann Natur pur. Keine Häuser mehr, keine Boote. Nur Fluss, Hügel, Grün, Felsen und Bäume.
Ein wirklich beschaulicher Ort und im Sommer bestimmt ultimativ. Jetzt ist es zu kalt, zu windig.
Wir erkunden das seit drei Jahren stillgelegte Hotel. Es hat bestimmt seinen Grund, wieso das hier nicht funktioniert hat. Die Apartmentanlage neben an ist noch in Betrieb. Besseres Konzept? Der Fährmann jedenfalls bedauert es – zu wenig Leute kommen um auch ein Geschäft zu machen. Aber er beteuert, er liebe seinen Job und Geld sei nicht alles.
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Wir genießen die ruhige Zeit hier am Flussponton.
Und blicken kurz zurück auf die Passage von CHIPIONA nach VILA REAL DE SANTO ANTONIO. Eigentlich nur 55 Seemeilen, wir brauchen 68. Anfangs kreuzen wir wir die Weltmeister gegen den NORD-WEST, dann stirbt der, wir motoren eine Weile und dann, für viele Stunden NORD-NORD-WEST und hart am Wind auf direktem Zielkurs zur Flussmündung des RIO GUADIANA. An Bord ist es kalt. Für Stunden gehen beide Wache, denn die extrem vielen Fischerbojen wollen sauber umschifft werden. Erst Recht, wenn man 2,70 Meter Tiefgang hat, weil der Schwenkkiel ausgefahren ist und wir optimal am Wind kleben. Es macht Spaß, zu zweit diesen Slalomkurs durch die Hindernisse zu bestreiten. Es macht Spaß, sich aufeinander verlassen zu können.
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Blau: Sollkurs; Rot: Tatsächlicher Kurs
Das Segelbergen in Sichtweite der Ansteuerungstonnen gelingt zwar ohne Probleme, aber im Manöver merken wir doch, das dies ein sehr langer Segeltag war. Durch das Aufkreuzen haben wir Anfangs viel Zeit verloren, die wir später nicht mehr gut machen konnten. Eine gewisse Gereiztheit liegt auf einmal in der Luft und verfliegt erst, als wir zwei Stunden später im Restaurant unseren Hunger und Durst stillen. Denn eines ist sicher: Das war der genialste Segeltag seit der Ansteuerung von SETE in Südfrankreich im letzten Jahr.
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Nun denn, wir wollen weiter ziehen. Morgen mit ablaufend Wasser den Fluss hinunter, damit wir bei Niedrigwasser wieder an der Brücke sind. Dann nach AYAMONTE auf die spanische Flusseite. Von Stegnachbarn haben wir gelernt, das dort den ganzen Winter über gebaggert wurde und die Versandung in der Einfahrt kein Problem mehr ist und das man zu jeder Tide im Hafen sicher manövieren kann – genau das, was wir suchen!
Am Sonntag dann wieder aufs Meer. Stand Wetter heute. Entweder wir gehen in das Priel-Gewirr von FARO vor Anker, oder direkt durch nach ALBUFEIRA. Das Problemchen ist weiterhin die Wetterlage. Wir haben keine Lust auf einem extrem einsamen Ankerplatz im Regen zu hocken. Dann besser in einer kleinen Stadt. Die Sonne soll erst ab Mitte nächster Woche an die ALGARVE zurück kehren…oh, Winter, wie ich dich nicht liebe Image may be NSFW.
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Peter.
P.S.: Auf einem Parkplatz von ALCOUTIM sehen wir ein Wohnmobil, das unserer Vorstellung von eventuell später statt findenden Landreisen sehr nahe kommt. Leider kommen wir mit den Eignern nicht ins Gespräch, aber hier deren Reiseblog.
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