Wir sind unterwegs!
Schon 20 Seemeilen liegen zwischen unserer aktuellen Position und GRAN CANARIA. Seit 8. Januar 2016, 12:00 Uhr sind wir mit 7 Personen auf den beiden Motorbooten STARLET und SOUTHERN STAR im ATLANTIK unterwegs. Der Start war völlig anders als 2012:
Januar 2016: Blauer Himmel, Sonnenschein, 25°C, kaum Wind und Welle.
November 2012: Regen, kalt, 25+ Knoten Wind und 2-3 Meter Welle.
Das Wetterbriefing vom Experten in LONDON gestern, hat unsere Meinung bestätigt. Direkte Route nach BARBADOS unmöglich, weil ein schweres Sturmtief ungewöhnlich weit südlich über den ATLANTIK brettert. Neben 4 oder 5 Meter Wellen auch tagelang mehr als 30 Knoten auf die Nase. Bei diesen Aussichten suchen wir Segler sofort nach Plan B – die Motorbootskipper machen das natürlich auch. Donnerknittel!
Daher gehen wir jetzt erst mal 830 Seemeilen auf Süd-West Kurs. DIE KAP VERDEN sind eine willkommene Zwischenstation auf dem Weg nach BARBADOS. Der Haupthafen MINDELO verspricht alle denkbaren Annehmlichkeiten. Auf dieser Route werden wir wohl wenig Wind haben. Bisher sind höchstens 15 Knoten von achtern (hinten) angesagt (ach, wie schön wäre der zu segeln!). Aber das angesagte Sturmtief wird wohl einen Schwell aufbauen, der gegen unseren Steuerbord-Bug anläuft. Was soll das arme Wasser im ATLANTIK auch machen, wenn da so ein Sturmmonster unterwegs ist? Genau, da bleibt nur eines – weglaufen!
Eine der oben erwähnten Annehmlichkeit ist bei Motorbooten natürlich von besonderer Begehrlichkeit: DIESEL Kraftstoff.
5672 Liter Diesel befinden sich in den fest verbauten Bootstanks, 340 Liter Diesel sind in Kanistern zur Sicherheit mit dabei. Der Plan war direkt nach BARBADOS zu gehen, nun, mit dem Zwischenstop in MINDELO ist die Treibstoffsituation sehr entspannt. Bei 1.600 Umdrehungen macht das Boot gut 6 Knoten Fahrt und die 173 PS Maschine schluckt 10 Liter Diesel pro Stunde dafür. Wenn wir also in MINDELO ankommen, werden “nur” 1.400 Liter Diesel fehlen.
Der Dieselpreis in PORT MOGAN (GRAN CANARIA, immerhin SPANIEN!) ist mit 0,72 € sensationell günstig. Beide Skipper haben die Tanks randvoll gemacht – wer weiß schon, was der gute Stoff in MINDELO kosten wird?
Wir haben ein 4-Wachensystem verabredet. Jeder an Bord geht 3 Stunden Wache. Ich mache um Mitternacht den Anfang, dann Skippers-Frau, Skipper und schließlich Heidi. Dann sind 12 Stunden rum und es geht wieder von vorne los. Mal sehen, wie dieser gute Plan in Realität läuft.
Unsere Freunde Graham und Dianne auf MAUNIE OF ARDWALL hatten 2012 mit 4-Personen an Bord auch ein (so meine ich zu erinnern) 3-Stundensystem, bei dem der Skipper aber wachfrei blieb – was ich für sehr schlau halte. So könnte er immer als Joker in brenzligen Situation helfen.
Allein – ich habe keine Erinnerung mehr daran, wie die beiden die drei Personen auf drei Schichten aufgeteilt haben. War wohl eine typisch englische Raketenwissenschaft. Oder jemand musste eine Schicht mehr übernehmen…?
Unser Gast-Dampfer vom Typ NORDHAVN 47 ist 15,5 Meter lang, 5 Meter breit und hat einen Tiefgang von 1,8 Meter. Knapp 40 Tonnen Verdrängung, unser STORMVOGEL hat nur 19. Wie STORMVOGEL hat SOUTHEN STAR einen schönen Langkiel der Propeller und Ruder optimal schützt. Einzig die beiden Ruder der seitlich herausragenden hydraulisch betrieben Stabilisatoren scheinen mir anfällig für eine Kollision mit im Wasser treibenden Gegenständen zu sein. Aber seit dem Aufbruch von SOUTHERN STAR im Jahr 2014 in NEUSEELAND ist nichts passiert.
Das glauben wir blind – wir waren ja die ganze Zeit dabei!
Robbie und JoJo sind die stolzen Eigner von SOUTHERN STAR. Die beiden bewohnen natürlich die auf Wasserlinie, mitschiffs gelegene Eignerkabine. Heidi und ich wohnen in der ähnlich komfortablen Bugkabine. Beide Kabinen haben eigene Sanitärräume mit Dusche, WC und Waschbecken. Unglaublich, wie luxuriös sich das für uns anfühlt!
Schauen wir mal, wie sich das vorne im Bug anfühlt, wenn wir ordentliche Welle haben. Die Stabilisatoren können das Rollen (schaukeln) des Bootes mindern, nicht aber das Stampfen.
Unser Parnterboot STARLET ist auch eine NORDHAVN, aber etwas älter als SOUTHERN STAR. Mark und Jennifer bereisen schon seit Jahren die Welt mit diesem Boot und haben nun für die ATLANTIK Passage Verstärkung durch Freund Mike an Bord. Der Arme ist gestern aus den USA eingeflogen und kämpft mit Sicherheit noch gegen den Jetleg.
STARLET hat keine hydraulischen Stabilisatoren, sondern klassische Ausleger wie ein Fischer zur Stabilisierung der Bootslage. So was sieht natürlich spektakulär aus. Ansonsten sind beide Boote sehr ähnlich, was gemeinsame lange Passagen erst ermöglicht. Wenn Reisegeschwindigkeit und Verbrauch sehr ähnlich sind, muss keiner auf den anderen warten.
Für diejenigen, die mehr über NORDHAVN Motorboote wissen wollen, sei auf deren Internetseite und die beiden Facebook-Seiten von Jennifer und JoJo verwiesen. Die beiden liefern sich ein Rennen um den schnellsten Beitrag…wenn sie denn mal Internet haben.
Heidi und ich werden auf eingehende eMails an unsere Adressen erst in MINDELO reagieren können – also in 6 Tagen. Die IRIDIUM Anlage an Bord von SOUTHERN STAR erlaubt nur ein Konto. Das ist schade, aber nicht änderbar.
Dafür haben wir beide nun genug Zeit, lange eMails zu schreiben, auch an die lieben Menschen, die wir sonst unfreiwillig ([]leicht, []mittel, []schwer) (bitte ankeuzen) vernachlässigen. Aktuelle Hochrechnungen besagen, das wir ca. 1.263 eMails von MINDELO aus versenden werden.
Nun denn, das war in aller Ausführlichkeit der Bericht für den ersten Tag.
An Bord alles wohl.
Peter.
P.S.:
Ach ja: Neben uns führt der Wetterrouter in LONDON gerade Hochsee-Ruderer über den Atlantik. Die drei Boote sind schon auf halber Strecke, allerdings auf direktem Kurs nach ANTIGUA. Eine Kursänderung zur Umgehung des Sturmtiefs ist aussichtslos: Die Boote laufen mit einer Geschindigkeit von 1,5 bis 2 Knoten.
Mit etwas GOOGLE Arbeit müsste man an Land etwas mehr über diese besondere Reise erfahren können. Am Telefon haben wir die Stichworte “TELESKA WHISKEY ATLANTIC CHALLENGE” verstanden – keine Ahnung was das wohl sein könnte…