Wir verlassen ATHEN am frühen Sonntagmorgen (26/07/2015) um gegen den schwachen Westwind am Morgen mit Maschine anzugehen und Meilen zu machen.
Der frühe Start bring jedoch unerwartet heftigen Seenebel – dabei müssen wir doch das Verkehrstrennungsgebiet vor PIEREUS kreuzen. Die See ist ruhig, das Radar ist erstmals seit langem wieder an und der Nebel trägt die Schiffsgeräusche geisterhaft über das Wasser. Höchste Anspannung, denn so eine Radarfahrt macht man ja auch nicht aller Tage.
Wir weichen unsichtbaren (aber höhrbaren) anderen Fahrzeugen aus. Einmal sehen wir so gerade eben einen MSC Containerriesen von Steurbord kommend – gut, das wir den mit Radar und AIS vorher “sahen” und entsprechend ausweichen konnten…
…einer ebenfalls von Steuerbord kommenden Schnellfähre können wir nicht ausweichen. Die brettert mit 32 Knoten (!!!) durch die Suppe und sucht sich ganz offenbar ihren eigenen, freien Weg. Ist bei der Geschwindigkeit ja auch nur konsequent – da kann man mit 6 Knoten Ausweichgeschwindigkeit nur wenig anrichten.
Der Nebel ist dann schlagartig weg und wir freuen uns über den nun ruhigen und entspannten Morgen. 34 Seemeilen bis zur östlichen Einfahrt zum Kanal von KORINTH – in der Nähe satte 20 Knoten Westwind auf die Nase. Wir weiter unter Maschine. Aufkreuzen wäre jetzt zwar sportlich, würde aber den Rest des Tages kosten.
Der Kanal von KORINTH war offenbar mal ein Privatisierungssprojekt und von 2001 bis 2009 in privater Hand. Die Gesellschaft hat Verluste gemacht und (angeblich) die Wartung im Kanal faktisch eingestellt. Dann wurde wieder verstaatlicht und seit 2012 wird trotz Wartung Gewinn gemacht – glaubt man dieser Quelle.
Das muss auch so sein, denn die Passage war für uns der teuerste STORMVOGEL Quickie aller Zeiten. Für nicht mal 30 Minuten Passage-Vergnügen 252,86 Euro bezahlt. Nicht das wir uns darüber beschweren, wir wussten vorher was es kostet und wir wollten die Route durch den GOLF VON KORINTH. Insofern also alles gut – nur eben extrem verwunderlich, wieso das Geldverdienen hier offenbar funktioniert.
Der Kanal funktioniert ohne Schleusen (woher die wohl damals wussten, das beide Meeresspiegel auf gleicher Höhe liegen?). An der Ostseite ist die Zahlstelle – man meldet sich über UKW Funk an, geht längsseits der Pier, im Büro jammern und zahlen und wartet dann auf das “Go” über UKW Funk. Dann mit 6, besser 7 Knoten durch den Kanal jagen, Fotos schießen und den Rudergänger hübsch in Ruhe lassen, denn der Kanal ist auch so eine Art Windkanal und der Dampfer läuft darin nicht von alleine gerade aus.
Schwups sind wir durch – war das schnell!
Eigentlich wollen wir die Nacht im Stadthafen von KORINTH verbringen, als wir näher kommen sieht die Anlage so verwahrlost, leer und industriell aus, das wir uns an MYKONOS erinnert fühlen. Nein Danke, das wollen wir nicht noch mal und drehen ab. Das Privileg des Reisenden.
Statt dessen noch mal 28 Seemeilen stramm nach Nord-West – der Wind ist auf der West-Kanalseite wundersamer weise viel weniger, keine Welle. Also auf nach ORMOS ANDREAS (MAKRY NIKOLAS), einer wunderschönen Buchtempfehlung eines Eingeboren.
Kaum ist der Anker drin, gehen wir erst mal schwimmen. Was für ein Tag: Nebel, Wund&Welle, Kanal, Binnensee, Traumbucht.
Schwer zu toppen, aber in Summe denn auch ermüdend. Gegen 20:00 Uhr bereits träumt der Skipper von den nächsten Passagen, während die ehemalige Kommunikationsoffizierin das Lesen wieder entdeckt hat.
Peter.