Endlich mal wieder ein echtes Wochenende!
Seit Dienstag (13/1/2015) sind wir aktive Werftarbeiter und arbeiten von 7:45 bis 17:00 Uhr am STORMVOGEL. Unsere Arbeitszeiten orientieren sich an denen der Werft – und so kommt Heidi endlich mal wieder zum sehnsüchtig herbei gewünschten Wochenend-Gefühl!
In den vergangenen Tagen haben wir viele Wartungs– und Reparaturprojekte abschließen können und sind voll im Zeitplan. Daher hier der Lagebericht für die erste Werft-Halbzeit aus SINGAPORE:
1) Batterien
Wie bereits erwähnt, wollten die sicherheitshalber jetzt, nach 2,5 Reisejahren, durch neue ersetzten. Der Ausbau durch den Elektriker Ong verlief am Mittwoch planmäßig, bis auf:
- Die 90Ah Startbatterie kam nicht aus dem Gehäuse, da sie stark aufgebläht war – wohl kurz vorm Explodieren (?). Keine Ahnung wie das passieren konnte. Diese Deformierung blieb bis zuletzt unbemerkt, da ein Stück Befestigungholz darüber montiert war und die Sicht versperrte.
- Ein Kabel von der Verbraucherbank steckte lose in seinem Kabelschuh
- Ein Anschluss-Terminal war gebrochen und hatte keinen richtigen Kontakt mehr
Am Freitag (16/01/2015) wurden dann die neuen Batterien eingebaut und neu verkabelt, da die Anschlussterminals nun aus M6 Schrauben bestehen und die Plus- und Minus Pole vertauscht sind. Merke: Beim Batterietausch Es kommt nicht nur auf die gleichen Maße an…
Fazit Batterie:
Ersatzprojekt abgeschlossen, aber wir (ich!) muss bei den Batterien einmal im Monat eine Sichtkontrolle durchführen und nach losen Kabeln, aufgeblähten Batterien und sonstigen Besonderheiten suchen.
2) Steuerbord Dieseltank
Nachdem die Batterien demontiert waren, konnten zwei “Mechaniker” das Mannloch des Steuerbord-Dieseltanks öffnen. Das dauerte länger als erwartet weil der Deckel wirklich (trotz demontierter Batterien) schwer zugänglich ist. Seit Spanien ist im Deckel auch noch ein Saugrohr montiert, das macht die Sache nicht einfacher.
Die Spannung steigt, schließlich vermuten wir ja viel Dreck im Tank – lohnt sich der Aufwand?
Über die elektrische Vorförder-Dieselpumpe und den Diesel-Vorfilter der Hauptmaschiene hatten wir ja den Tank schon in INDONESIEN geleert und somit keine Probleme mit zu viel Diesel im Tank.
Der Deckel ist auf, die Lampe geht rein und – ja, recht viel Schmodder am Tankboden und um die Saugrohre herum.
Mit Stöckern, Putzlumpen und Aceton reinigen die beiden die untere Tanksektion, die anderen Sektionen sind nicht zugänglich und bleiben so, wie sie sind. Dadurch, das dieser Tank quer zum Schiff liegt haben die anderen Sektionen ein starkes Gefälle und der Schmodder wird nach unten, in die zugängliche Sektion gerutscht sein, als dort noch Diesel drin war.
Der Rückbau des Tankdeckels ging einfacher und ich habe mit Argusaugen darüber gewacht, das alle Anschlüsse und Schrauben wieder fest angezogen wurden. Das wäre ja zu doof, wenn der Tankdeckel lecken würde…
Fazit Tankreinigung:
Notwendig, Aufwendig, Erfolgreich!
3) Ersatz Zentrale Bilgenpumpe
Wir waren recht froh´ das RHEINSTROM unsere Pumpe “TYPE 6″ nach 20 Jahren immer noch im Programm hatte. Über die Werft in Holland bestellt, Heiligabend um 17:30 Uhr geliefert (…als es klingelte dachten wir erst, es wäre der Weihnachtsmann – aber es war “nur” der Kurierfahrer. Was für ein Logistik-Schwachsinn?) und per Aluminium-Transportkiste im Reisegepäck nach SINGAPUR transportiert.
Bei der Einreise alle mitgeführten Ersatzteile beim Zoll deklariert und 7% Einfuhrsteuer bezahlt – es ist ein Märchen, das SINGAPORE für durchreisende Segler steuerfrei sei.
Da die Pumpe einen elektrischen Anschluss hat, ist auch dies ein Job für den 62 jährigen Elektriker Ong. Die alte hat er schnell demontiert, die neue Testweise eingesetzt und fest gestellt, das das Fundament der Pumpe geändert wurde und die vorhandenen Schrauben also nicht mehr passen. Es handelt sich jeweils um einen halben Zentimeter Versatz im Quadrat und um 1 Zentimeter in der Höhe. Wie doof ist das denn?
Nach verschiedenen Work-Around Versuchen meint Ong, das sei doch alles Pfusch und demontiert die Bordseitige Fundamentplatte. Das war schon eine kleine Heldentat, so tief wie sie im Boot montiert ist.
Neue Schraubenlöcher an den richtigen Stellen gebohrt und Abstandshalter eingesetzt – und schwups passt auch die neue, eigentlich typgleiche Pumpe.
OK, vielleicht ist es zu viel erwartet, das nach 20 Jahren eine Pumpe die gleichen Anschlüsse und Montagepunkte hat, aber wenn sie gleich heißt? Und wenn die Montageanleitung sogar gleich (…der alten!) ist?
Es ist, wie es ist, wie immer.
Fazit Bilgenpumpe:
Neue Pumpe ist drin, der elektrische Anschluss muss noch vollzogen werden. Die Anleitung spricht davon, das man diese Kreiselpumpen auf keinen Fall trocken in Betrieb nehmen soll – auch darauf werden wir achten wenn wir wieder im Wasser sind…
4) Antifouling
Mit dem Hochdruckreiniger konnte die Schleim- und Bewuchsschicht schon ganz gut entfernt werden, aber die Muscheln mussten per Spachtel entfernt werden.
Die Maler haben das gute Wetter ausgenutzt und direkt mit dem Anschleifen des Unterwasserschiffes begonnen, das Boot abgeklebt und gestern (Freitag) das neue Antifouling mit der Sprühpistole aufgetragen. Zwei Schichten vollflächig und eine dritte im Wasserpass-Bereich.
Fazit Antifouling:
Das wir nach nur 10 Monaten einen neuen Unterwasseranstrich brauchten ist traurig – keine Ahnung, was die in NEUSEELAND gemacht haben. Ein wenig habe ich den Verdacht, das es im April 2014 in WHANGAREI zu feucht war, denn insbesondere im Kielbereich fiel die Farbe einfach so komplett ab. Oder es lag an der Farbe selbst. In NEUSEELAND wurde VIVID ALOY ANTIFOULING verwendet, nun haben wir wieder INTERNATIONAL TRILUX 33.
Nun denn, das neue ANTIFOULING ist drauf und sieht, wie immer, gut aus!
5) Schwenkkiel
Das Sorgenkind zum Schluss – aber nicht, weil es schon wieder in Ordnung ist, sondern weil es noch nicht so viel zu berichten gibt. Als wir noch am Dienstag im Kran hingen habe ich mit der Hydraulikpumpe das Teil herausgepumpt, es machte plopp und war komplett draußen!
Große Freude: Die Blockade wurde also tatsächlich im Kielkasten durch Bewuchs (Muscheln) ausgelöst und das Teil bewegte sich wieder, wie es sollte.
Die Werft hier in der RAFFLES MARINA SINGAPORE (die Werft ist geschäftlich getrennt und heißt MARINA YACHT SERVICE) konnte uns höher aufbocken so das wir den Schenkkiel im Lagerbock voll ausfahren können. Zwei Tage später, am Donnerstag erneuter Test. Der Kielkasten ist von unten so gut wie möglich gereinigt und sieht sauber aus. Aber: Wir hören ein “Quietschen” beim Ausfahren und ungefähr auf der Hälfte bleibt das Teil stecken. Wenn man dann am Kiel zieht (“wackeln” und “rappeln” geht nicht – kein Spiel) kommt er ganz raus…aber wir können ja nicht immer ins Wasser springen und tauchen, um das Teil heraus zu bekommen
Ich bin davon überzeugt, das die DELDRIN Spacer (die Abstandshalter) nun zu dick sind und schleifen - auf meinen Wunsch hin wurden die in CAIRNS (AUSTRALIA) dicker gemacht. Die Werft ist noch nicht davon überzeugt. Am Montag wollen wir die Hydraulik-ramme demontieren und den Kiel manuell auf- und ab Bewegen um Klarheit darüber zu bekommen, ob die Ramme/Pumpe ein Problem hat oder der Kiel mechanisch blockiert.
Zwischenfazit Schwenkkiel:
Sieht alles nicht so schlimm aus, aber eine komplette Demontage ist noch nicht vom Tisch. Meine Idee, wenigstens die unteren DELDRIN Spacer mit einer Säge dünner zu machen und die Reibung so zu veringern, stößt noch nicht auf Gegenliebe bei der Werft – man könne in dieser Position nicht genau arbeiten.
Soweit der Zwischenbericht.
Das Wochenende ist dem SINGAPORE sightseeing vorbehalten…
…wenn wir schon mal hier sind…
…und sogar ein echtes arbeitsfreies Wochenende haben!
Peter.