Das Lied begleitet mich mein ganzes Leben – mal in Vergessenheit geraten, mal ein Ohrwurm, den man nie wieder los wird. So auch in diesem Tagen.
Heute hört es sich (so meine ich) leicht kitschig an – schon fast Schlager. Aber in jedem Fall immer noch eine Hymne an die Küste. Und an die Seeleute, die nach ihrer Fahrenszeit nicht wissen, was sie machen sollen.
Erschienen 1974. Ich habe damals (das muss so 1981 gewesen sein) eine Kassettenkopie der LP “Alles Klar Auf Der Andrea Doria” in die Hände bekommen.
Der Text ist schnell abgeschrieben, die Musik ist nur in der Originalversion richtig gut. Da gibt es klassisch ein Intro (…ok, könnte heutzutage auch ein NDR3 Trailer sein), den (kurzen) Gesangspart und zum Schluss ein (fast endloses) Gitarrensolo.
Zum sehr schönen Text…:
(01) Die Boote sind noch draußen,
(02) die Kneipe ist noch leer,
(03) ausser mir nur der alte Käptn
(04) der ist immer hier…der fährt nicht mehr
(05) der sitzt hier jeden Nachmittag und prüft den Rum
(06) doch nach dem dritten Glas schon singt er leise:
(07) Nichts haut einen Seemann um!
(08) IHN DOCH
(09) und er träumt von seinen guten Tagen
(10) da konnte er zehnmal mehr vertragen
(11) Über dem Tresen hängen Ansichtskarten
(12) die hat er mal geschickt
(13) und er denkt an die Japanerin
(14) die war so schön verrückt
(15) ja, damals war er noch ein schneller Junge
(16) das Leben war lebenswert
(17) doch was bleibt einem Seemann,
(18) der nicht mehr fährt?
(19) Die Boote sind im Hafen
(20) die Männer kommen gleich
(21) der Käptn wankt nach Hause
(22) er schleppt sich über den Deich
(23) er will nicht, dass die anderen sagen:
(24) Der kann ja wirklich nicht mehr viel vertragen
(25) und nun singt er sein Lied
(26) in den stürmischen Wind…
…stellen sich mir aber auch nach 39 Jahren immer noch brennende Fragen:
Zunächst Frage (A), mal so rein aus der Männer-Perspektive:
Wieso reimt Herr Lindenberg in jungen Jahren von Textzeile (12) auf (14) auf “die war so schön verrückt”?
Müsste es (dem Klischee folgend) nicht eher heißen “die hat er schön gef….”
Dann Frage (B) – welches Lied singt er (der Kapitän) denn da sturzbetrunken in den stürmischen Wind? “Nichts haut einen Seemann um” gibt es doch gar nicht, oder?
Und schließlich Frage (C) – welchen Rum trinkt er eigentlich – und in welcher Bar?
OK, wenn es sich um 40%iger Myers’s-Rum handelt, dann dürfte nach drei oder vier Gläsern wirklich Schluss sein. In dem (vermuteten) Alter! Wir haben eine Flasche davon an Bord – Segelfreund Lutz N. hat uns eine zum Abschied geschenkt…allerdings geht die nun dem Ende zu. Heidi´s Rumpunsch Versuche kosten halt Rum!
Für alle, die sich unter dem Lied gar nichts vorstellen können, hier zwei Links auf das Stück:
Konzertmitschnitt aus 2008 – Udo Lindenberg hat es in einer leicht modernisierten Version (leider ohne Intro) auf seiner famosen Comeback Tournee gespielt – aber leider hat das Lied es nicht auf die DVD geschafft. Warum wohl? Und wieso müssen gute Gitarristen sich so verändern?
Soweit der Griff in die Mottenkiste – aber es lohnt sich doch wohl solche Schätze ans Tageslicht zu holen, oder?
Peter.