…und nicht von einem Sturm!
Wir sind gestern Abend knapp an einer Katastrophe vorbei geschrammt und haben jede Menge Schäden an Bord zu verzeichnen.
Das hätte mir nicht passieren dürfen. Aber im Moment sind wir noch in der “nach Schock Phase” und werden das erlebte wohl noch länger verarbeiten.
Nachdem der Wind gestern Abend nicht wieder kam sind wir unter Motor und vollem Großsegel in die Nacht gefahren. Wir hatten in den Nächten zuvor immer das Groß gerefft und speziell gesichert. Dieses eine mal nicht…
Hendrik hatte Wache und sollte mich wecken, wenn Wind zum segeln kommt.
Das hat er dann auch ordentlich und gut gemacht. Als er ich weckte und von Wind sprach habe ich irgendwie viel zu lange gebraucht wach zu werden, die Situation einzuschätzen und vor allem Handlungen abzuleiten.
So überrennt uns mit laufendem Motor und vollem Großsegel eine lokale Sturmfront mit mehr als 40 Knoten Wind und treibt uns vor sich her. Wir platt vor dem Wind, ich am Ruder, unfähig zu denken.
Bloß keine Halse fahren, bloß keine Halse fahren!
Also überlege ich, das das nur eine Regenfront sein kann die bald durch sein muss. Es dauert länger und länger, meine Konzentration lässt schnell nach und so fahren wir bei 8 oder 9 Windstärken mit vollem Groß etliche ungewollte Halsen (vor dem Wind wenden – sehr, sehr ungesund für das Material bei viel Wind).
OK, das Großsegel muss weg. Irgendwie. Maschine läuft ja noch. Hendrik ans Ruder, Heidi ins Cockpit und ich an den Mast. Anluven so weit es geht, halt suchend um nicht bei dem Regen und den Wellen über Bord zu gehen. Ich reiße am Segel damit es schneller fällt und bekomme das ablaufende Drama im Cockpit erst gar nicht mit.
Dort zertrümmert die umher springende Großschot den Steuerstand. Kompass, elektrischer Autopilot und Gashebel gehen dabei zu Bruch.
Und Hendriks linke Kniekehle wird von einem sehr, sehr harten Schlag getroffen und macht ihn erst mal bewegungsunfähig.
In dem ganzen Chaos geht unbemerkt eine Schot über Bord und vertüddelt sich im Propeller. Die Maschine rennt gegenan und auf einmal macht die merkwürdige Geräusche und es stinkt nach Gummi und Öl.
Sofort Maschine aus!
Scheiße. Richtig dicke Scheiße.
(…ist ja mein Blog, da schreibe ich wie ich das will)
Nun erst mal beruhigen und sehen, wem es wie geht und was die Schäden sind. Wir treiben derweil mit gut 3 Knoten vor dem Sturm.
OK, nun die Fock leicht raus nehmen um wieder steuerfähig zu werden. Klappt. Mit Windfahne kommen wir sogar auf Kurs.
Heidi verfrachtet Hendrik irgendwie unter Deck und stellt das Bein ruhig. Ich versuche mich zu beruhigen (…das hätte nicht passieren dürfen, das hätte nicht passieren dürfen…) und klare das Cockpit auf, soweit es eben geht.
Wir nehmen in Kauf das wir mit nur 3,5 Knoten weiter fahren, aber der Sturm lässt immer noch nicht nach (nach nun ca. 3 Stunden) und wir wollen das Deckshaus nicht mehr verlassen.
An diesem Morgen dann das Yankee wieder in Betrieb genommen – dessen Backbordschoot steckt im Propeller. Steht unter Spannung und an das Yankee Schoothorn kommt man von Deck aus nicht dran. Also musste die aufgeschnitten und verlängert werden. Direkt am Morgen eine komplizierte Geschichte.
Nun denn, wir haben überlebt (so wie es Heidi ausdrückt) und so langsam komme auch ich wieder runter. Tagsüber haben wir mit sehr viel Klebeband den Steuerstand geflickt und jetzt haben wir wieder einen Kompasss und eine GPS Anzeige dort. Die elektrische Selbststeueranlage geht noch nicht wieder. Ich habe zwar des gerissene Kabel geflickt aber beide Geräte sind noch tot. Vermutlich gibt es irgendwo eine Sicherung.
Tja, und die Leine im Propeller. Bei den 5 Meter Wellen kein Gedanke an einen Tauchgang. Muss also jetzt erst mal ohne Maschine weiter gehen.
Die MAUNIE steckte ebenfalls in diesem Mist drin – wie Graham in seinem Block schreibt. Nur haben sie das besser gemeistert als ich…
Die nächste Nacht kommt bestimmt – looking forward. Es kann nur weiter gehen!
623 Seemeilen to go.
Peter.