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AALBORG – ASAA – LASÖ – MARSTRAND

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Nach einer Woche Heimaturlaub wieder zurück nach AALBORG.

Wenn wir ehrlich sind, wissen wir gar nicht, was „Arbeit“, „Urlaub“, „Heimaturlaub“ oder „Bordzeit“ ist. Ganz schön verwirrend mit den beiden Wohnsitzen, von denen einer auch noch andauernd seine Örtlichkeit wechselt.

Aalborg – Aquavit Hersteller

Die Anreise nach AALBORG mit Bahn und Taxi dauert lang, ist aber völlig stressfrei und somit OK. Der STORMVOGEL hat die Einsamkeit mal wieder gut überstanden, ist schnell wieder her gerichtet und selbst einen kurzen Einkauf im Supermarkt bekommen wir noch am gleichen Tage erledigt. Dann kann es also los gehen – wohin auch immer!

Tolle Seger – mehr unten in der Galarie!

Na ja, erst mal müssen wir aus dem LIMFJPRD raus. Uns begegnen unzählige Gaffelsegler, richtige Segelschiffe und auch ein paar Kriegsschiffe. Natürlich wissen wir Bescheid: Die LIMFJORD Rund-Regatta steht an und es sind über 70 Boote gemeldet…selbst aus SCHWEDEN reisen die historischen Boote und Schiffe an. Weil der Wind günstig steht, unter vollen Segeln. Sehr schön anzusehen!
Wäre ja auch mal eine Idee für den Spätsommer, diesem Ereignis beizuwohnen…

Schnellsegler…

Wir passieren HALS im Fahrwasser und werden schnell ordentlich durchgeschaukelt. Ganz optimistisch hatten wir gedacht, eventuell direkt nach LASÖ zu gehen, aber dieser Optimismus verliert sich recht schnell in der konfusen Ostseewelle und mit dem nicht so recht dazu passenden Wind. Als Ausweichhafen hatte sich der Skipper vorher ASAA ausgesucht und so ging es also stramm Nord.

Asaa – Dänemark

Die Ansteuerung von ASAA entpuppt sich als Nervenkitzel. Die Sandbänke reichen weit aufs Meer und wir fahren einen Riesenbogen, um die von Norden her ausgewiesene Ansteuerung zu nehmen. Der Tiefenmesser vermeldet noch weit vor dem Hafen stumm so was wie 3,0 Meter, oder auch spontan mal 2,10 Meter und als wir der Hafeneinfahrt näher kommen auch mal 0,9 Meter. Durch das flache Wasser brechen sich die vom Wind aufgepeitschten Wellen über die Bänke, in der Welle geht es auf und ab und der Skipper, angespannt, aber nach eigener Meinung vollständig Herr der Situation, steuert wie ein Weltmeister (ebenfalls Selbsteinschätzung) den Tonnenstrich entlang. Zweimal setzten wir im weichen Ostseeand auf. Einige lieben Lebensmittel – wir lieben Langkiel! In der engen Fahrrinne ist an eine Umkehr nicht zu denken.

Nicht der STORMVOGEL…aber ein anderer Wahnsinniger 😉

Wie so oft in der Seefahrt: Es kann nur vorwärts gehen!

ASAA ist ein künstlicher Inselhafen, also vor dem Festland aufgeschüttet. Vermutlich, um dieses endlose Flachwasser etwas zu entschärfen. Es wohnen keine Menschen im Hafen, dennoch haben wir das Gefühl, das uns einige Eingeborene haben kommen sehen und mit dem Auto fix aus dem Dorf in den Hafen gebraust sind, um sich das Spektakel anzusehen. Der Skipper wählt den erst Besten Liegeplatz, die Eingeborenen helfen fleißig beim Festmachen und so langsam legt sich das Zittern in den Gliedern des Skippers. Geschafft, ohne Schäden, ohne Hilfe, ohne Drama.

SY STORMVOGEL, eine KOOPMANS 48 Aluminium-Segelyacht

Schnell steigt ein gewisser Ärger im Skipper auf. Müsste der Hafen nicht geschlossen sein, wenn die Fahrrinne so versandet flach ist? Überhaupt: Wie konnte er sich auf die Aussagen in Seekarte und Törnführer verlassen?

Wie immer folgt eine Phase der Abkühlung, Ernüchterung und gar Einsicht!

Ein Eingeborener, der Deutschen Sprache sehr gut mächtig, klärt auf: Die Fahrrinne wird tatsächlich in jedem Frühjahr ordentlich auf 2 Meter gebaggert. Und normalerweise hält das auch bis in den Winter. Aber in diesem Jahr gab es so viele SÜD, OST und NORD Stürme, das die Brandung den Sand wieder in den Rinne geschwemmt hat und deswegen bleiben dort öfters mal Boote stecken…die dann vom ortsansässigen Fischer wieder frei geschleppt werden müssen.

Asaa

Soweit zum Fremdverschulden…aber der Skipper kommt auch zur Einsicht, selbst einen Fehler gemacht zu haben: Im Törnführer wird ein Tidenhub von +/- 0,5 Metern genannt. Klar, wir sind ja schon in der Nähe von SKAGEN und damit der NORDSEE. Bei einer Soll-Wassertiefe von 2,00 Metern (bezieht sich immer auf das Niedrigwasser) dürfte man durchaus vermuten, das jeder Zentimeter zählt. Wer da bei Niedrigwasser einläuft, riskiert was. Logisch, als wir zwei Tage später weiter reisen, warten wir das Hochwasser ab, der Fischer hält ein Auge auf uns und wir kommen sehr gut wieder ins offene Meer. Uff.

Lasö Fähre

LASÖ ist das nächste Ziel. Nur noch 23 Seemeilen entfernt. Der SÜD-Wind hat etwas nachgelassen, es weht „nur noch“ mit 25+ Knoten und wir machen schon wieder eine schnelle Reise. Der Wind diktiert Richtung und Zeit. Denn gegen 20+ Knoten braucht man gar nicht erst anzutreten. Außer man ist Sportler. Vielleicht.

Der Moment zwischen Himmel und Hölle

Von LASÖ sehen wir nur den Hafen, die Pommesbude und den Hafengeld-Automaten. Der sorgt für einen schnellen Pulsschlag beim Skipper – am Abend und am darauf folgenden Morgen: 240 DKK Liegegeld in einem absolut leeren Hafen – klarer Fall von WUCHER! (OK, ok, in ASAA wollten sie gar kein Geld…). Der Knaller war aber dann am nächsten Morgen, das der blöde Automat die Karte nicht zurück nehmen wolle?! Jetzt fahren wir die voll mit Geld aufgeladene Hafenkarte von LASÖ spazieren, na toll!

Alles im allem also nur Gründe, direkt weiter zu segeln. Und, natürlich, da ist ja auch noch der Wind!

Marstrand

An den deutschen Küsten ist der erste Herbststurm mit 45+ Knoten Wind und 7 Meter Welle angesagt – ein solcher Sturm beeinflusst das Wetter in einem großen Gebiet, also auch unser KATEGATT-Wetter im Norden. Wir müssen uns entscheiden: Mit Starkwind rüber nach MARSTRAND in SCHWEDEN fliegen oder im toten LASÖ mit dem tumben Automaten zu bleiben…für Tage! Denn nach dem starken SÜD-Wind kommt ein Tag mit NORD-Wind und danach gar kein Wind mehr. Wie toll.

Wir wissen: Starkwind und Welle kann der STORMVOGEL.
Wir wissen, Starkwind und Welle kann die Crew.
Wir wissen, das wird kein Spaß.
Wir wissen, das wird richtig anstrengend.

Also alles klar. Wie fahren!

Durch die große Landabdeckung von LASÖ läuft es anfangs richtig gut. Das Groß haben wir schon in Hafennähe im Dritten Reff (also so klein wie möglich) gesetzt und arbeiten nur mit Vorsegel und Yankee um maximale Geschwindigkeit zu laufen.

Denn wir wissen auch:
Am späten Nachmittag wird der Wind auf OST drehen und das wäre bei der Ansteuerung von MARSTRAND doch bescheuert gegen an.

Der Skipper beobachtet im Cockpit den Windmesser mit Argusaugen. Nicht, das er das wirklich müsste. Dann er hört die Windstärke. Er hört die Böen kommen, er spürt, wie der STORMVOGEL beschleunigt. Die Mannschaft ist tief in ihr Buch abgetaucht und nur bei Segelmanövern an Deck zu sehen. Die häufen sich. Der Wind steigert sich von 20 auf 25 auf 30 und auch mal auf 35 Knoten. Völlig eingerefft laufen wir in den (Regen) Böen 7 Knoten über Grund in einer absolut konfusen See. Beim passieren des Tiefwasserweges für die großen Schiffe haben wir Glück: Trotz viel Schiffsverkehr kommen wir keinem zu Nahe und müssen auch nicht ausweichen…nur, um dann kurz darauf einem Schleppnetzfischer doch noch ausweichen zu müssen. Fischer! Fischer müsste man sein! Da dürfte man alles! Als Fischer!

AIS und Radar geben uns einen guten elektronischen Überblick über unsere Umgebung und meistens ist die optische Sicht auch OK. Nur bei Ankunft an der WEST-Küste von SCHWEDEN hängen schwere Regenwolken und Gewitter über uns…und die damit verbundene schlechte Sicht macht die Sache für uns nicht gerade einfacher.

Marstrand

Rechtzeitig erkennt der Skipper, das ein unglaublich starker NORD-Strom an der Küste steht. Klar, generell läuft hier sowieso das Wasser nach NORDEN, aber der starke SÜD-Wind pusht das Wasser offenbar noch mal ordentlich. Also satte 30° oder auch mal 40° vorhalten – ganz so wie im ENGLISCHEN KANAL. Kurzer Aufreger um das Finden des richtigen Leuchturms und der Felsen…(sieht ja in Natur immer alles ganz anders aus als auf der Karte!)…und schon sind wir im nördlichen Fahrwasser von MARSTRAND.

Neben der großen Erleichterung, diese raue Passage gut geschafft zu haben, stellt sich bei uns beim Anblick der Scheren-Felsen und der niedlichen SCHWEDEN-Häuser sofort große Freude ein. Richtige Entscheidung, hierher zu kommen.

Es ist der Moment des Ankommens, der diese Art zu Reisen so einmalig macht.

Einmal mehr richtig.

Marstrand

Tja, jetzt sind wir also in SCHWEDEN, stellen etwas ernüchtert fest, das hier bereits die Bürgersteige hoch geklappt sind und genießen heute (14/9/2017) den ersten richtigen Sonnentag seit Wochen.

Herrlich.

Die Sonne wärmt sogar noch!

Habt ihr mal euren Sturm in DEUTSCHLAND.

Wir haben Sonne!

Ätsch!

Peter.

P.S.:
Ergänzung:
Die Sonne hielt sich bis zum Abend, wir saßen im GRAND HOTEL zu MARSTRAND und speisten fürstlich, akustisch untermalt von einem Frauenchor (offenbar auf Chorfahrt) bestehend aus 50 Frauen und EINEM Chorleiter. Ein ordentliches Gewitter schickte Eimerweise Wasser auf die Erde…und in das WC-Luk des STORMVOGELS, denn irgendwer hatte es wohl offen stehen lassen.

[See image gallery at www.wiedekamm.com]

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