Ach, wir herrlich sind die im Moment so seltenen Sommertage?
Klar. Es gibt ja hier an Bord Menschen, die meinen „…ich will mich auch mal wieder auf ein Wochenende freuen…“.
Soll meinen: Wenn man immer nur (gefühlt) Wochenende hat, dann gehen die Wochenenden einfach so unter.
Genau so ist das auch mit dem Wetter. Immer nur Sonnenschein und Wärme – darüber kann man doch gar nicht mehr freuen…
Daher brauchen wir den Nordsommer: 6 Tage Schietwetter, 1 Tag Sommer.
Soweit der gescheiterte Versuch des Selbstbetrugs…
Auf VLIELAND haben wir einen Tag Sommer. Um genau zu sein, am Sonntag, den 17. Juli 2016. Und einen platten Hintern vom Fahrradfahren. Knapp 15 Kilometer radeln wir auf der sehr schönen Insel herum. Gut, wir sind nicht alleine. Ungefähr eine Millionen Urlauber und Stegsegler sind auch hier. Der Hafen mehr als voll – als wir auslaufen ist er sogar wegen Überfüllung gesperrt. Das ist für Fahrtensegler echt schade – die urlaubenden Kollegen mit ihren schwimmenden Ferienwohnungen blockieren wochenlang einfach alles.
Montags machen wir uns zu Mega-Etappe (74 Seemeilen) nach BORKUM auf. Leider ohne Segelwind. Dafür scheint die Sonne.
Das Fahrwasser des HUBERTGAT wurde tatsächlich verlegt. So folgen wir genau dem Tonnenstrich, irgnorieren die Seekarte und staunen beeindruckt auf das kochende Wasser über den Bänken. Bei Nacht kaum eine Chance, die zu sehen.
BORKUM – die Liegeplatz-Katastrophe direkt im ersten Deutschen Hafen seit vier Jahren!
1) PORT HENRY
Privater Yachthafen – ziemlich herunter gekommene Steganlage, man liegt bei Niedrigwasser im Schlick und mit 1.5 Meter Tiefgang kann man nur 2 Stunden vor/nach Hochwasser im Hafen manövrieren.
2) Kommunaler Yachthafen im BURKANA HAFEN
Längsseits an riesigen alten Marinepontoons. Aber nur da, wo die Hafenmeisterin das zulässt – so kommt es, das ca. 50% der Plätze nie belegt sind, weil sie für irgendwelche mysteriösen Spätankömmlinge reserviert (…alleine schon RESERVIERT!!!) sind. Duschen für unbestimmte Zeit defekt, man soll rüber laufen zu PORT HENRY…
3) Wassersportverein BURKANA e.V.
Steganlage im BURRKANA Hafen, immer mit einheimischen Booten voll belegt. Offenbar nicht auf Gäste eingerichtet.
Mit anderen Worten: BORKUM tut alles, um Besucherboote abzuschrecken und fern zu halten. Wir erfahren, das der BURKANA HAFEN ab 2021 für Sportboote ganz geschlossen werden soll, da er zum Offshore-Hauptquartier für die Windanlagenbetreiber umgebaut / genutzt werden soll.
Na prima. Das ist mal eine wunderbar deprimierend selbst erfüllende Prophezeiung.
Und die OST/WEST oder WEST/OST Fahrtensegler müssen sehen, wo sie bleiben – klar. Auf See. Wenn es geht.
Nun, wir (ich!) ärgere mich so über diese schwachsinnigen Reservierungen, das wir nach PORT HENRY gehen und unseren Dampfer erstmals im Schlick sehen. Jede Sorge um eventuell verstopfte Borddurchlässe sind unbegründet. Der Schlick läuft einfach so wieder raus. Halb so wild.
Von hier aus fahren wir per Schnellfähre (38 Knoten!) und Mietwagen für zwei Tage nach BREMEN – Katzensprung von hier aus. Familienangelegenheiten. Auch in BREMEN erleben wir einen Sommertag. Was für eine schöne Stadt – und jetzt, mitten in der Sommerpause angenehm ruhig und entspannt.
Donnerstag (21/7/2016) weiter nach NORDERNEY (44 sm). Bei dem extrem ruhigen Wetter hätten wir vielleicht eine Abkürzung über BORKUM Riff nehmen können um das elend lange Emsfahrwasser nicht ausfahren zu müssen – aber die Geschichte mit „alten“ Seekarten und veränderlichen Tiefen sitzt fest im Kopf. Also hübsch im tiefen Wasser bleiben. Die NORDERNEY Ansteuerung ist ebenfalls geändert und wir bleiben bei guter Sicht extrem genau auf dem Tonnenstrich.
Der Hafen: Überfüllt, aber die sehr gut organisierten Hafenmeister finden für jeden einen Platz. Wir liegen Abends im 6er Päckchen. Alles gut und entspannt.
Hallo BORKUM!
Einfach mal Urlaub auf NORDERNEY machen?
Am herrlichen Sommerabend grillen wir mal wieder im Cockpit…
…schließlich ist jetzt erst mal der Sommer wieder vorbei: Der nächste Morgen beginnt mit Nebel, Regen und hoher, geschlossener Wolkendecke.
Aber wie eingangs angedeutet: Zu viel Sonne kann ja so eintönig sein…
Peter.