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Verzögerung wegen Liebesmangel

Und wieder was gelernt!

Aus der Abteilung: „Mein liebster Turbolader“:

Hier: „Auch ich will geliebt werden!“

Im Besonderen: „Lass mich drehen, lass mich hoch, sehr hoch drehen!“

Das wussten wir ja schon. Auch Maschinen wollen geliebt werden. Maschinen wollen bewegt werden, sonst fangen sie an zu gammeln. Das wussten wir ja schon. Die Heizung, arg vernachlässigt in der Karibik und im Pazfik, wollte einfach nicht mehr, also wir sie in NEUSEELAND in Betrieb nehmen wollten. Logisch: Jahrelang ignoriert und dann Leistung erwarten?

So auch unser (neuer) Turbo-Lader für unsere NANNI DIESEL N4.85 Hauptmaschine. Seit November 2015, nahezu fünf lange Monate ungenutzt, absoluter Stillstand. Und dann auf einmal funktionieren? Nur weil der Skipper im Vorfeld der heute geplanten Abreise noch mal die Maschine ausprobieren wollte? Ja so geht das nicht. Erst recht nicht, wenn man das jüngste Bauteil an der Maschine ist. Die Jugend ist noch kämpferisch – die leistet wilden Widerstand gegen die vielen Ungerechtigkeiten auf einem Segelboot.

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Turbo-Lader Abgaskanal, linke Seite. Das Schaufelrad der Turbine ist das Gegenstück. Man erkennt gut die Korrosion.

Turbo-Lader Abgaskanal, linke Seite. Das Abgas-Schaufelrad der Turbine ist das Gegenstück. Man erkennt gut die Korrosion.

Kurzum: Der Turbo-Lader macht entsetzliche Geräusche – wenn er bei ca. 1.700 Umdrehungen anfängt, sich in Bewegung zu setzten. Das ist vorher nicht aufgefallen, weil wir nur im Standgas im Hafen manövriert haben, im gestrigen Test hingegen ein kreissägen-artiges Geräusch und ein stotternder Motor, der absterben will weil er nicht genug Luft bekommt.

Also ist der Turbo-Lader kaputt.

Schon wieder.

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Turbo-lader, rechte Seite. Man erkennt das Schaufelrad mit angewinkelten Lamellen. Die schleifen auf dem Rost auf der Gegenseite.

Turbo-Lader, rechte Seite. Man erkennt das Abgas-Schaufelrad mit angewinkelten Lamellen. Die schleifen auf dem Rost auf der Gegenseite.

 

Der Schwarzmaler an Bord sieht schon wieder wochenlanges Warten auf Ersatzteile und horrende Kosten auf uns zukommen, die Optimistin ist sicher, das es völlig anders kommt als der Skipper denkt.

Klar ist: Ohne Mechaniker kommen wir hier nicht weiter. Das ist eine Nummer zu groß für uns.

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Archivbild: Die "magische" Schelle: Die hält beide Teile des Turbo-Laders zusammen.

Archivbild: Die „magische“ Schelle: Die hält beide Teile des Turbo-Laders zusammen.

Also das übliche Warten auf den Mechaniker, der versprochen hat, auch am heutigen Feiertag hier aufzuschlagen. Und tatsächlich kommt er. Um es vorweg zu nehmen, wir sind von ihm so begeistert, das wir hier an dieser Stelle mal Ausnahmeweise Werbung für ihn machen. Zumal die angegebene Telefonnummer im NANNI Service-Verzeichnis falsch ist. Bei Problemen mit YAMAHA, MAN oder NANNI DIESEL im Großraum ALMERIA wende man sich an:

JUYMAR
Juan Jose Lopez Cobos
Mobil: +34 607 665 871
eMail: juymaralmeria(at)gmail.com

Nun denn: Mittels GOOGLE TRANSLATE erläutere ich das Problem, er fängt an zu schrauben, findet das Problem nach 10 Minuten und nach weiteren 50 Minuten ist alles wieder in bester Ordnung!
Nix Ersatzteile, nix neuer Turbo, nix warten! Hurra!

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Archivbild: Die Luft-Ansaugseite des Turbo-Laders: Wenn man den Luftfilter abbaut, kommt man mit den kleinen Finger das Ansaug-Schaufelrad und muss es ohne Kraft drehen können.

Archivbild: Die Luft-Ansaugseite des Turbo-Laders: Wenn man den Luftfilter abbaut, kommt man mit den kleinen Finger das Ansaug-Schaufelrad und muss es ohne Kraft drehen können.

Sagenhafter Weise kann man den Turbo-Lader im montierten Zustand in zwei Teile zerlegen. Dazu muss nur eine spezielle Schelle, eine Ölschraube und eine Schubstange gelöst werden. Dann kann man in das innere der Turbine blicken…
…und entdeckt in unserem Falle schnöde Korrosion am Abgasteil. Jeder weiß, das Korrosion Raum (Volumen) beansprucht. Wie Eis. Und weil das Schaufelrad so dicht am Abgaskanal geführt werden muss, damit der Turbo-Lader überhaupt Druck aufbauen kann, zählt jeder Millimeter. In unserem Fall hat also das Schaufelrad gegen die Rostpickel im Abgaskanal gedreht und wie ein Schleifstein gearbeitet.
Zum Glück ist weder das Schaufelrad noch der Abgaskanal beschädigt. Einfaches entrosten des Abgaskanals reichte, um das gute Stück wieder in Funktion zu bringen.

Und da sind wir wieder beim Thema KnowHow:
Wenn man weiß, was **ALLES** passieren kann, dann kann man auch die richtigen Rückschlüsse ziehen. Ich weiß längst nicht alles und komme zu falschen Ergebnissen. Ich habe Lagerschäden, Öldruckmangel und Fremdkörper im Kopf, aber nicht einfachen, schnöden, gar blöden Rost.

Nun denn. Der Mechaniker Juan erklärte uns dann noch, das das eigentlich normal sei, wenn die Maschine ein paar Monate nicht laufe. Denn bei den Segelbooten sei die Maschine oft eben auf Was

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In den Tiefen des Maschinenraums…

serlinie montiert. Also steht Seewasser im Abgasschlauch, gerade unterhalb des Auslasskrümmers. Wenn nun die heiße Maschine abgestellt würde, bilde sich Wasserdampf, der in den Abgaskanal aufsteige und dort dann für Rost/Korrosion sorge. Hmmmm, hört sich schrecklich logisch an – wieso zu Hölle baut man dann den Abgaskrümmer nicht aus einem Material, was nicht sofort anfängt zu gammeln?

Egal. Problem gelöst und bis zum nächsten Winterlager haben wir ja jetzt Zeit, an einer vorbeugenden Maßnahme zu arbeiten Image may be NSFW.
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😉

Nun denn, also brechen wir Morgen auf. Endlich geht es los.

Peter.


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