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ISTANBUL nach DOGUBEYAZIT mit vier Stationen

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In der Zeit vom 3. Mai bis 7. Mai 2015 haben wir mit dem Wohnmobil den Norden der Türkei von West nach Ost durchfahren. Dabei haben wir insgesamt 1.860 km zurück gelegt – hier der Reisebericht der fünf Fahrtage.

1) ISTANBUL – RIVA (110 km, incl. Irrfahrt)
2) RIVA – KIZILCAHAMAN (390 km)
3) KIZILCAHAMAN – SIVAS (560 km)
4) SIVAS – AGRI (690 km)
5) AGRI -  DOGUBEYAZIT (110 km)

1) ISTANBUL – RIVA
Hier klicken um einen eigenen, kurzen Reisebericht dieses Tages zu lesen.

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2) RIVA – KIZILCAHAMAN (4/5/2015)
Zunächst kurven wir uns einen Wolf an der “Küstenstraße” nach SILE. Die Straße ist eng, holprig und entsprechend langsam. Wir kommen erst gegen Mittag an und machen uns über ein groß angelegtes Frühstrück in einem Cafe der Altstadt her. Bei sagenhaften Panoramablick auf den großen, aber leeren Hafen von SILE am SCHWARZEN MEER. Ein echtes Tagesziel haben wir nicht, wir wissen nur, das wir ein ordentliches Stück voran kommen sollten – nach dem vertrödelten Vormittag.
Aber das ist gar nicht so einfach, denn die schnellen Straßen sind weiter im Süden. So kurven wir von SILE nach AGVA, KANDIRA, KARASU und ALCACOKA um dann endlich bei DÜZCE auf die alte, mautfreie Schnellstraße(E90)  zu kommen.

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Die E90 führt in weiten Strecken parallel zur neuen (Maut) O4. Der Bus hat zwar eine all-you-can-eat TURKEY Maut-Plakette und alles ist bezahlt, aber wir hoffen, auf dieser Route einfacher einen passenden Übernachtungsplatz zu finden. Campingplätze gibt es im Norden nicht. Wir fahren an ca. 40 Kilometern Pipeline-Baustelle vorbei, die längs der Straße verläuft. Die riesigen Stahlrohre (Durchmesser ca. 3 Meter) liegen in der  Landschaft herum, aber keine Maschinen oder Arbeiter weit und breit zu sehen. Merkwürdig. Projekt eingestellt? Und die Rohre?

Als es dunkel wird erreichen wir nach 390 Tageskilometern KIZILCAHAMAN im Norden von ANKARA. Das ist ein Wintersportort und als wir den Stadtkern durchquert haben, finden wir eine Art Skipark mit vielen Hotels und Restaurants. Sehr still, beleuchtet und gute Parkmöglichkeit für die Nacht. Lecker Abendessen im Restaurant und dann ab in die Koje.

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3) KIZILCAHAMAN – SIVAS (5/5/2015)
Nach nur 80 Kilometern erreichen wir den Autobahnring von ANKARA und sind einmal mehr von der Größe der Türkischen Städte überrascht. Gefühlt brauchen wir eine Stunde, um vom Norden in den Osten zu kommen. Eine ANKARA Städtetour heben wir uns für ein anders Jahr auf.

Wir sehen viele, sogar sehr viele Wohnungsneubauten. Wohntürme für 20 oder 40 Familien, wild in der Landschaft stehend. Ohne erkennbare Infrastruktur herum.

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In den folgenden Tagen sehen wir in den anderen Städten noch viel mehr solcher Trabantenstädte, alle nagelneu!

Wir verlassen den Autobahnring und gehen auf die E88. Ein weiteres Bauprojekt fällt uns auf – die Verlängerung der O4 begleitet uns ungefähr 300 Kilometer. Nur die Trasse mit Brücken und Anschlussstellen – aber komplett, auf der ganzen Länge ohne Fahrbahndecke! Einzige mögliche Erklärung: Arbeit wegen Winter eingestellt?

Über KIRIKKALE, YOZGAT, SARAYKENT und später die E23 erreichen wir SIVAS am späten Nachmittag. In der Innenstadt suchen nach einem guten Platz für die Nacht. Fehlanzeige. Die Stadt ist einfach zu groß, wir haben keine Ahnung wo Parks, große Parkplätze oder gute Hotelanlagen zu finden sind. Ich gebe genervt auf und gehe zurück auf die Piste. Schließlich haben wir noch ein paar Stunden Tageslicht – da muss doch was zu finden sein?

Und tatsächlich, etwa 5 Kilometer nach dem südlichen Ortsausgang (nun wieder E88) finden wir ein braunes Hinweisschild (braun = Touristisches Highlight) auf SIVAS BELEDIGESI SQUK CERMIC – auf die SIVAS Cold Springs. Runter von der Piste und eine schmale, aber asphaltierte Straße über die Berge. Wir erreichen die Anlage, parken vor einer Picknick Hütte und richten uns ein. Beim kleinen Abendbrot klopft es an der Scheibe.

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Zwei Uniformierte mit Pistolen im Halfter wollen wissen, was wir hier machen? Wir lächeln, erklären mit Körpersprache das wir hier übernachten wollen und nach kurzer Beratschlagung beschließen die beiden, das wir bleiben dürfen. Allerdings sollen wir näher an ihre Wachstube parken, damit sie ein wachsames Auge auf uns haben. Kein Problem für uns, im Gegenteil. Wir fühlen uns noch sicherer und alles ist gut.

Die Nacht ist sehr ruhig, wir schlafen wie Babys (liegt das nun an der Höhenluft oder an der Kälte?) und starten im Morgengrauen die Diesel-Standheizung – es ist sau-kalt!

4) SIVAS – AGRI (6/5/2015)
Ungeplant wird das ein langer Tag. Wie gesagt, es ist Morgens Sau-kalt, ein paar Wassertropfen hängen in der Luft und alles sieht ein wenig trostlos aus.

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Also brechen wir mal wieder ohne Frühstück auf und gehen zurück auf die E88 nach Osten. Aus irgendeinem Grund wir bei REFAHIYE aus der E88 die E80. Es wird Mittag, wir erreichen die große Stadt ERZINCAN und wir haben Hunger wie junge Wölfe. Die Stadt wirkt extrem lebendig, aufgeräumt und gut sortiert, was Straßen und Parkmöglichkeiten angeht. So lassen wir den Bus am Straßenrand nahe der Innenstadt zurück und machen uns zu Fuß auf zur Nahrungssuche.

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Nachdem dieses Bedürfnis befriedigt ist, geht es wieder auf die E88. Weiter nach Osten, zur Großstadt ERZURUM. Wir kommen an tollen Landschaften, hohen Pässen, tiefen Schluchten, reichen Städten und armen Dörfern vorbei – immer vierspurige Straßenführung, auch mitten durch die Dörfer durch.

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Manchmal sind die Straßen in einem sehr schlechten Zustand und wir müssen höllisch auf tiefe Schlaglöcher aufpassen. Aber, und das ist mal wieder bemerkenswert: Je weiter wir noch Osten kommen, um so besser werden die Straßen – wie bei uns zu Hause! ;-)

Gegen 16:00 Uhr erreichen wir ERZURUM und wir suchen mal wieder in einer großen Stadt einen guten Platz für die Nacht. Auf den ersten Blick sollte das möglich sein, denn ERZURUM ist auch wieder ein Wintersportort (auf 1950 Metern Höhe!). Wir untersuchen verschiedene, verheißungsvolle Orte (Skisprunganlage, Abfahrtsanlage) aber keiner macht uns glücklich.

Neue Regel: Große Städte sind keine Orte für eine Spontan-Übernachtung im Wohnmobil.

Also weiter, noch ist ja Zeit…

…wir finden nichts…

…wir finden nichts…

…wir verfahren uns bei HORASAN kurz – machen aber auf den 15 falschen Kilometern (one way) tolle Bilder (auf der D080 statt E80) …

…wir finden immer noch nichts…

…und ich stelle Heidi darauf ein, das ich an der nächsten Großtankstelle anhalte, egal was kommt.

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Es wird dämmrig, wir erreichen um 19:30 Uhr AGRI und die Tankstelle hat noch ein einfaches Hotel mit auf dem Gelände und davor parken vier Wahlkampfbusse. Wir passen gut dazwischen, von der Straße nur schwer zu sehen, Licht von der Tankstelle. Alles gut.
Wieder für die Nacht einrichten, wieder klopft es an der Scheibe.

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Diesmal ein älterer Herr und ein Wachmann, mit Gummiknüppel und Hammer (wozu auch immer!) bewaffnet. Und wieder gelingt es mit Händen und Füßen Vertrauen zu erwecken – wir wollen doch hier nur schlafen. Er ältere gibt dem jüngeren zu verstehen, das das in Ordnung sei und das er neben den Wahlkampfbussen auch auf das Wohnmobil aufpassen soll. Schon wieder beschütztes Schlafen – welch Glück!

Ein Glück ist auch unser Bus. Der ist echt super und vollkommen Autark, solange er Diesel und Wasser bekommt. Echt super!

Nur, er sieht halt von der Ferne wie ein Transporter aus. Daher werden wir 2-5 mal pro Tag aus dem Verkehr heraus gewunken – Gewichtskontrolle! Nicht vom Fahrer, vom Bus! Aber jedes mal dürfen wir ohne wiegen weiter fahren – wenn die Herauswinker erkennen, das wir ein (seltenes) türkisches Wohnmobil mit zwei grinsenden Deutschen sind, ist alles gut.

 

5) AGRI -  DOGUBEYAZIT (7/5/2015)
Einen großem Vorteil hat die Lange Etappe vom Vortag: Wir sind fast am Ziel. Nur noch gut 100 Kilometer, dann sind wir in der Stadt mit dem Pascha Palast in den Bergen. Logisch, früher Start bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel, ohne Frühstück.

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Nach knapp zwei Stunden erreichen wir DOGUBEYAZIT und sind wirklich schockiert. Was für dreckiges, staubiges Grenznest! (…mit gut 75.000 Einwohnern). Erstmals sehen wir bettelnde Kleinkinder am Straßenrand, viel mehr ist ob es Staubes, der in der Luft hängt, auch nicht zu erkennen.

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Die Stadt liegt nur 25 Kilometer vom Grenzübergang zum IRAN entfernt. Wahrscheinlich muss DOGUBEYAZIT das Klischee einer herunter gekommenen Grenzstadt am Ende der Welt erfüllen?
Wir sehen das geliebte, braune Schild am Straßenrand und biegen ab zum Palast. Diese Straße ist noch viel schlimmer, aber ab hier kann man weiteren Verlauf der Reisegeschichte auch im Palast-Beitrag weiter lesen ;-)

Soweit die Anreise. Viele Bilder, eine Auswahl wie immer unten.

Peter.


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