Der letzte Lagebericht ist schlappe vier Monate alt, ein neuer schon länger fällig.
Here we go!
Vor Anker liegend in TANJUNG PINANG, einer großen, geschäftigen Stadt, knapp 50 Seemeilen vor SINGAPORE.
Dieser Lagebericht beschäftigt sich mit Technik (oh Wunder!) und Reiseplänen.
1) Reisepläne
Wir werden am 25. November 2014 INDONESIEN verlassen (Schluchz – nur noch 5 Tage!), nach SINGAPORE übersetzten und von dort aus am 30. November 2014 nach Hause fliegen.
Der STORMVOGEL bleibt beaufsichtigt 6 Wochen in einer Marina in SINGAPORE, alleine, vermutlich schnell verwaist. Der Arme!
Alles halb so schlimm, denn am 10. Januar 2015 fliegen wir wieder zurück und gehen dann für knapp zwei Wochen in die Werft für allgemeine Wartungs- und Reparaturarbeiten.
Dann machen wir uns Anfang Februar 2015 auf nach MALAYSIA, verbringen ein paar Wochen “Badeurlaub” an Bord mit Tochter und Enkeln und wollen Ende März 2015 in THAILAND, genauer PHUKET aufschlagen. Dort wird der STORMVOGEL im April 2015 auf ein Seeschiff verladen und nach MARAMIS in der TÜRKEI gebracht. Wo wir die zwei Transportwochen verbringen, wissen wir noch nicht. Vielleicht sollten wir nach NEPAL gehen?
Soweit der Reiseupdate.
2) Technik
Wir lernen ja dazu, insbesondere ich. Also wird die nächste Werftzeit nur unter unserer Aufsicht und Anleitung durchgeführt. Die KAPPLES Marina in SINGAPORE ist die einzige, die über einen angeschlossenen Werftbetrieb mit Travelift verfügt.
Nach unserer Rückkehr wird der STORMVOGEL also mal wieder aus dem Wasser gehoben und auseinander genommen – wir verbringen die Werftzeit im Club-House auf dem Marina-Gelände. Komfortabel, wie wir annehmen.
Die Jobliste im einzelnen:
2.1) Schwenkkiel
Nach der Verbesserung in CAIRNS (AUSTRALIEN) kommt nun die Optimierung in SINGAPORE: Das Teil leckt nicht einen Tropfen, lässt sich aber auch nicht mehr ausfahren. Sehr un-lustig! Vermutlich wurden die Abstandshalter (Spacer) zu stramm eingebaut. Im Besten Fall können die mit einer Handsäge von unten etwas dünner gemacht werden, im schlechtesten Fall müssen wir den Schwingkiel wieder ausbauen und die Abstandshalter auf ein dünneres Maß bringen.
Eigentlich, so könnte man denken, sollten wir es lassen, wie es ist. Kein Tropfen Wasser, alles dicht, ist doch super, oder?
Aber ich ertrage den Gedanken nicht, das wir trotz gutem Segelwind von vorne nicht aufkreuzen können, wenn der Schwenkkiel nicht ausfahrbar ist.
Also muss diese Baustelle schon wieder aufgemacht werden.
2.2) Antifouling
Obwohl zuletzt im März 2014 in WHANGAREI (NEUSEELAND) gemacht, gleicht unser Unterwasserschiff einer allgemeinen Farm für alle Arten von Unterwasserpflanzen und Tieren.
Keine Ahnung, was die für eine Farbe verwendet haben, teuer war sie alle mal. Vielleicht ist das ja eine Zuchtfarbe gewesen?
Nun denn, die Farm kostet Geschwindigkeit und der Dampfer sieht schmuddelig aus. Das ist Mist. Also neues Antifouling, diesmal wieder INTERNATIONAL TRILUX.
2.3) Batterien
Wir tauschen alle Batterien aus. Ich bin recht sicher, das wir die “alten” (oder besser “jungen”, sie sind nur gut 2 Jahre alt) zu sehr ausgelutscht haben. Besser sind lange Ladezyklen, bis sie wieder nahezu voll sind. Insbesondere im ersten Jahr haben wir nur stundenweise nach-geladen statt den Generator laufen zu lassen, bis die Batterien auf 80% oder mehr sind.
Die Optimierung der VICTRON Ladegeräte in WHANGEREI war nicht erfolgreich, sie schalten weiterhin zu früh in den FLOAT Modus. Die Einstellung ist sicherlich nicht einfach und ich gehe nicht davon aus, das wir in SINGAPORE einen Elektiker finden, der das hin bekommt. Falls nicht, lassen wir das so wie es ist und tauschen die Batterien in zwei Jahren wieder. Und in Deutschland finden wir bestimmt einen qualifizierten Elektriker.
Deutschland, das Land von Herrn Siemens und Herrn Bosch!
(…aber eben auch nicht das Land von Herrn Victron…)
2.4) Dieseltank-Reinigung
So viel Dreck und Ärger – in der SAIL2INDONESIA Rally Fleet sind wirdie Einzigen, die den Dieselvorfilter (siehe Titelbild) alle 30 Stunden tauschen. Und ich glaube, ich kenne den Grund. In MEDANA BAY habe ich so ein Anti-Bio Zeug in den Steuerbord Tank gekippt. Seit dem haben wir den Ärger.
Da der Zugang zum Steuerbord-Tank unter den Batterien liegt ist die Idee nun, die Batterien heraus zu nehmen, den Tank aufzumachen, zu reinigen und dann die neuen Batterien darauf zu setzten. Je nach dem, wie der Tank aussieht, werden wir auch den Bankbordtank reinigen (lassen), aber da kommen wir völlig easy dran.
Möglicher Weise haben wir auch ein Problem mit der elektrischen Diesel-Vorförderpumpe: Eventuell ist diese “ermüdet”, weil sie die ganze Zeit den Dreck aus dem Tank saugen musste? Jedenfalls liefert sie keinen kontinuierlichen, “dicken Strahl” ab – aber tat sie das jemals?
2.5) Alte Starter-Kabel entfernen
Seit KUMEI haben wir ja 15mm dicke Schweißkabel als elektrische Verbindung zwischen Startbatterie und Hauptmaschine. Und seit dem haben wir nie wieder Startprobleme gehabt. Also wollen wir die alten Kabel (die unter den Batteriebänken verlegt wurden) heraus nehmen und als Kupfer-Ersatzteile an Bord fahren.
2.6) Hautmaschine NANNI N.85
Das wird ein größeres Projekt, aber, und da bin ich hoffnungsschwanger, ein gutes. Denn der SINGAPORE Service-Partner von NANNI ist MAN SINGAPORE. Den Besten Diesel-Mechaniker bisher hatten wir auf GRAN CANAIRA und der war ebenfalls von MAN. Also Beste Referenzen!
Im Grunde wollen wir ein Re-Fit der Hauptmaschine machen und alle angeschlossenen Aggregate, die damals mit Seewasser in Berührung gekommen sind (oder sein könnten) erneuern.
Im einzelen:
2.6.1) TURBO LADER
Wird in SINGAPORE wie schon mehrfach beschrieben erneuert. Bis auf den Ölnebel gibt es zwar keine neuen Probleme, aber der neue TURBO LADER ist schon in den NIEDERLADEN und muss nur noch nach SINGAPORE geschickt werden. Den alten lassen wir entweder in SINGAPORE aufarbeiten oder wir nehmen ihn mit zurück und machen das in Europa.
2.6.2) Starter-Motor
Wird ebenfalls pauschal erneuert. Der wurde bei unserem AUSTRALIEN Zwischenfall stundenlang mit Seewasser eingesaut, mit Chance ist das der Grund, warum auf einmal die alten Startkabel nicht mehr genug Energie liefern?
Auch hier soll das alte Teil fachmännisch überholt werden und als Ersatzteil an Bord gefahren werden.
2.6.3) Öldruck-Sensor
Vermutlich habe ich den alten versehentlich kurz-geschlossen bei den Versuchekn, den Motor mit Starthilfekabeln in Gng zu bekommen. Jedenfalls zeigt das Instrument immer mehr als Maximum an – also klar eine Fehlanzeige. Wird erneuert.
In diesem Zusammenhang ein Wort zur China-Scheiße, die die Weltmärkte überschwemmt:
Auf den Kanaren habe ich in 2012 ein Starthilfekabel (“Überspielkabel”) gekauft um von einer Batteriebank auf die andere Strom leiten zu können – so es denn notwendig wird. Das Kabel sieht massiv aus, die Packung trägt CE und Tüv-Zeichen und es gibt an, für 800 AMP geeignet zu sein. Das scheint mir eine ganze Menge!
Nun denn, bei unseren Startpoblemen kam es also zum Einsatz, hat aber nie geholfen. Als ob man die andere Bettarie gar nicht dazu geschaltet hätte. Selbst als ich den Generator gestartet hatte, kam nicht mehr Strom bei der Hauptmaschine an…
…bis dann auf einmal das Kabel von der Klemme abfiel und ich den Durchmesser des Kupferkäbelchens erkennen konnte:
Ein Witz, ein ganz schlechter Chinesischer Witz! Kupfer ist teuer, Plastik ist billig, also machen wir die Kabel mit Plastik dick und der Kunde denkt, er hat ein tolles Kabel…
…nur, und das müssen auch die Chinesen wissen: Plastik leitet nicht!
Ich verlange, das die UNO China verbietet, so einen Ramsch auf den Markt zu bringen. Woher haben die wohl das CE und Tüv-Zeichen (GS)? Wohl nur geklaut?
2.6.4) Einspritzdüsen, Thermostat und Anode im Auspuffkrümmer
Diese Teile sollen laut Wartungshandbuch alle 400 Stunden erneuert werden (…ganz schön wenig!). Nun, wir haben knapp 1.000 Betriebsstunden. Wird also Zeit.
2.6.5) Relais
Alle Relais (soweit ich das sehe sind das drei) und ein dickes (die Engländer sagen Selonoid dazu) sollen getauscht werden. Grund: Auch die sind mit Seeasserspritzern in Berührung gekommen und knapp 1.000 Betriebsstunden alt.
Wir hatten ja öfters den Fall, das wir unter Maschine gestartet sind, den Wassermacher angemacht haben und nach 2 Stunden auf einmal segeln konnten. Dann Wassermacher und Maschine aus – segeln! Nach einer Stunde Wind wieder weg, Maschine an und **NICHTS** regt sich. Also noch nicht mal ein Startversuch. Kein klickendes Relais zu höhren, einfach totenstille. Wartet man dann noch etwas, springt der Hobel an.
Auch hier vermute ich Seewassereinfluss, das zu schlechterem elektrischen Schaltverhalten führt. Oder auch schlicht Temperatur-Probleme im Maschinenraum? Wie auch immer: Tauschen scheint mir schlau!
2.6.6) Generelle Begutachtung
Neben diesen “bekannten” Themen soll der Motor noch weiter auf eventuelle Probleme untersucht werden. Ich glaube zwar nicht, das da noch was gefunden wird, aber Sicher ist Sicher. Vielleicht ist eine Kompressionsmessung, eine Überprüfung der Einspritzpumpe und der Lichtmaschine ja auch noch sinnvoll?
Dann, allerdings, sollte das Teil so gut wie neu sein und im Mittelmeer keine Probleme machen, gell?
Soweit zu Lage, sieht doch diesmal gar nicht so schlecht aus, oder?
War letztes Jahr um diese Zeit jedenfalls viel schlimmer
Still searching for the postive Stone!
Peter.