Wir erreichen die MEDANA BAY MARINA am Mittwoch, den 1. Oktober 2014 und wissen am Tag unserer Ankunft noch nicht, das dieser sehr nette Flecken Erde unsere Basis für die kommenden 14 Tage werden wird.
Die Überfahrt war mal wieder Motorgetrieben – und bis auf die vielen erfolglosen Segelversuche ereignislos.
Bei unserer Ankunft sind bereits viele andere Rallyeboote an den Moorings oder an der kleinen Pier, wir finden aber ohne Probleme unseren Platz und im kleinen Marina-Restaurant gibt es ein großes “Hallo” mit Booten und Mannschaften, die wir länger nicht gesehen haben.
Als wichtigsten Tagesordnungspunkt haben wir das Auffüllen unserer Dieseltanks auf dem Zettel, alle anstehenden Wartungs- und Reparaturarbeiten wollen wir in Süd-BALI, in BENOA vornehmen. Aber nach zwei Tagen ändern wir dieses Vorhaben und bestimmen MEDANA als Basis für die Bootswartung, als Lieferadresse für unsere Ersatzteile und als Ausgangspunkt für die natürlich notwendige BALI Erkundung.
Nicht unschuldig an dieser Entwicklung ist Peter.
Peter Cranfield und seine Frau Ace Robin.
Die beiden haben 2008 die MEDANA BAY MARINA aus dem Boden gestampft und sind weit mehr als nur Unternehmer. Sie entwickeln die Umgebung. Sie sind Beiräte in der Schule, geben zweimal die Woche Unterricht für Kinder in Umgang mit Touristen und Englisch und schaffen jede Menge Arbeitsplätze für Menschen jedes Alters, die sonst nur herum hängen würden.
Samariter sind die beiden bestimmt nicht, aber sie verstehen diese Unternehmung eher als ganzheitliche Aufgabe denn als einfaches Profitcenter. Beispiel: Nicht ein Kind “belästigt” im Marina-Umfeld die Crews und “verlangt” kleine Gastgeschenke. Oder die jungen Erwachsenen bieten höflich kleine Jobs aller Art an und wollen sich ehrlich was verdienen. So oder so: Wir schließen die Marina und ihre Leute schnell in unser Herz und beschließen am Wochenende das unser Ersatzteilpaket hier her gesendet werden soll, das wir in der Zwischenzeit unsere Boot-Jobs hier erledigen und von hier aus einen Kurzurlaub nach BALI per Schnellfähre nehmen wollen.
Die Entscheidung war im Nachhinein goldrichtig, alles klappte wie am Schnürchen und wir hatten auch noch genügend Zeit für Erkundungen aller Art.
Zum Beispiel eine abenteurliche Rollertour auf übervölkerten Straßen mit kleinem Unfall: Im vorbei fahren sehe ich eine kleine Möbelfabrik an der Straße und will mir die mal näher ansehen. also wenden. Wie das dann so ist, bin ich etwas zu schnell und die Straße genau an dieser Stelle sandig, das Vorderrad rutscht weg und ich liege da. Zum Glück nur Hautabschürfungen und ein paar Schrammen am Roller…aber die Haut braucht glatt zwei Wochen um sich zu regenerieren.
Aber egal: Die kleine Möbelfarbik ist der Hammer: So schöne Bänke, Tische, Stühle und Schränke muss man erst mal bauen können. Und als wir nach dem Preis für eine tolle Gartenbank fragen bleibt uns die Spucke weg: 2.200.000 IDR, also weniger als 200 €. Wir schätzen, das die in Deutschland wohl um die 800-1.000 € liegen dürfte. Ja, OK, wir haben dann auch gelernt das man viele Möbelstücke nicht einfach so nach Europa transportieren kann, da das Holz oft nicht genug ausgetrocknet ist und in unserem trockenen Europa-Klima schnell Risse bekommen würde…aber von Peter Cranfield haben wir dann auch erfahren, das es durchaus Möbelfarbriken gibt, die über Trockenöfen verfügen.
Mittags auf der Roller-Tour durch Nord-LOMBOK essen wir ein Super T-Bone Steak in einem Steakhaus das vor zwei Monaten aufgemacht wurde. Von einem jungen Niederländer der der Ansicht war, das diese Gegend ein Steakhaus brauche…OK, wünschen wir ihm mal viel Glück!
Am Sonntag, den 5. Oktober 2014 sind alle Boote zu einem Gottesdienst in der Moschee von MEDANA BAY eingeladen. Lange Hosen und Hemden werden erbeten. Das hält einige davon ab, dort hin zu gehen…wir sind viel zu neugierig, um auf dem Boot zu bleiben.
Wir werden zum Ende des Gottesdienstes hinzu gebeten und “müssen” nicht viel fremdsprachige Predigt ertragen. Dafür erleben wir hautnah´, wie es (jedenfalls) in dieser Moschee ab geht. Ganz vorne sitzen offenbar die ganz streng gläubigen auf dem Boden und scheinen versunken im Gebet. Ganz hinten sind die kleinen Jungs die feixen, schwatzen und ihren Spaß haben. Dazwischen sitzen die, die wir wohl als ganz normale gläubige Menschen einordnen sollten. Die Frauen sitzen im ersten Stock. Immerhin.
Der Gottesdienst ist vorbei, alle erheben sich und stellen sich in einer Reihe auf. Und dann schütteln sich alle gegenseitig die Hände in der Ordnung einer Endlosschlange – jeder schüttelt also jedem einmal die Hand. Wir auch! Sehr unterschiedlich. Einige fassen beherzt und kräftig zu, andere sind schwabbelig weich, andere herzhaft und einem freudigen Lächeln. Diese Geste hat uns sehr beeidruckt, auch wenn es wirklich viele Hände waren!
Wie auch immer: Nach dem Händeschütteln kommen viele Frauen mit Schüsseln voll Essen und Obst. Und es wird gefuttert was das Zeug hält. Und wir mitten drin!
Am Dienstag (07/10/2014) machen einen Ausflug nach GILI AIR. Die “THREE GILIS” sind drei kleine Inselchen im Nordwesten von LOMBOK. WIr fahren mit einem traditionellen Ausleger-Fischerboot am frühen Morgen hinüber, da später die Wellen zu groß werden. Einige der Mitreisenden wollen tauchen, wir wollen aber nur ein wenig schnorcheln und einen faulen Tag in einer Touristen-Hochburg machen.
Die kleine Insel wird bevölkert von vielen jugendlich wirkenden Touristen…und ist sehr angenehm ruhig. Vermutlich geht der Trubel eher am Abend am Abend los?
Die drei GILIS sind sicher eine Reise oder auch nur einen Abstecher von BALI aus Wert, weil sie sehr schöne Strände und INDONESISCHES Leben bieten…aber, gemessen an dem, was wir bisher hier erlebt haben, auch schon sehr verfälscht und Touri-getrieben ist. Aber besser so, als gar nicht!
Der tolle Mann in knapper Badehose erinnerte uns doch sehr an unseren Freund Uwe…obwohl: Uwe hätte mit Sicherheit kein Handy in der Hand…eher eine Rumkugel
Ohne fremde Hilfe machen wir eine volle Wartung der Hauptmaschine (Öl- und Ölfilterewechel, Impellerwechsel (war echt fällig!!!) und Dieselfeinfilter gewechselt). Mit Hilfe von Chris von YINDEE PLUS bauen wir unsere zentrale Bilgenpumpe aus, weil deren Motor sich nicht mehr dreht. Später stellen wir fest: total vergammelt weil Wasser vom Pumpengehäuse über die Motorachse in den Motor gelangt ist. 9 Tage später ist das Teil von BORENG repariert, vielleicht nicht auf Dauer, aber für´s Erste besser als gar keine Pumpe. Mit der Hilfe von DARWIN finden wir das kleine Leck am Generator, bauen die Impellerpumpe aus weil diese am Schaft leckt und BORENG repariert auch diese. (siehe Die Rache der Fische).
Wir tanken 400 Liter Diesel aus 20 20 Liter Kannistern am Ponton, eine Mordssauerei, aber ein gutes Gefühl wieder volle Dieseltanks zu haben. Als unsere Ersatzteile kommen, bauen wir die neue Fäkalpumpe ein und erneuern den Propeller am Außenborder. Der neue Turbo-Lader für die Hauptmaschine hat es es nicht in diese Paket geschafft, ist aber bestellt.
So vergehen die Tage in der Marina und in der Zeit vom 10. bis 13. Oktober 2014 erkunden wir BALI, dazu gibt es noch einen gesonderten Bericht.
Wir verlassen als letztes Boot der Rallye die MEDANA BAY MARINA und haben wirklich feuchte Augen. Aber wie das Leben auf so einer Reise nun mal so ist:
Hinter dem Horizont gehts Weiter (Udo Lindenberg).
Heiter Weiter (Knut)
Weiter, immer Weiter (Peter)
Peter.
Bilder aus MEDANA / NORD LOMBOK
Bilder von GILI AIR (nähe LOMBOK / BALI)