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Zur Lage XX

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Sonntag, der 7. September 2014, Peter alleine an Bord.

Zeit für einen Lagebericht, der diesmal aus Mechanik, Doktorspielen und allgemeinen Kommunikationserkenntnissen besteht.

Fangen wir mal in altbewährter Methode mit der eigentlich simplen Mechanik an:

1) Mechanik – STORMVOGEL

Derzeit laufen alle Systeme – unglaublich, aber wahr. Allerdings zeichnen sich ein paar aufkommende Probleme ab, die ich hier beschreiben möchte:

1.1) Hauptmaschine
In letzter Zeit müssen wir viel motoren – in der Summe zwar lange nicht so viel, wie bei den langen Ozean-Törns, aber es kommen doch ein paar Betriebsstunden zusammen. Seit Ankunft INDONESIEN immerhin 24 Stunden tagsüber bei brütender Hitze.
Vor jedem Motorstart wird Ölstand und Keilriemen überprüft. Wir haben keinen messbaren Ölverbrauch, aber am Turbolader-Gehäuse bildet sich eine Art “Ölnebel”.

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Wenn man ihn mit einem Putzlappen abwischt, ist er nach ein paar Betriebsstunden wieder da. Also verliert das Teil irgendwo / irgendwie Öl. Geringste Mengen zwar, aber ich befürchte, das das mehr werden wird. Spaßiger Weise hatte ich das mal mit einem Auto: Der schöne 6-Zylinder Dieselmotor im CHRYSLER 300CC leistete turbo-aufgeladen 240 PS. Lief wie eine Nähmaschine. Nur, irgendwann, fing der Turbolader an Öl zu verlieren, das tropfte auf den Abgaskrümmer und verpestete so die Luft im Innenraum – sonst wäre mir das gar nicht aufgefallen. Natürlich konnte man den Turbolader nicht einfach reparieren, der musste komplett neu getauscht werden…
…wenn das bei unserem NANNI Diesel auch ansteht, hoffe ich, eine gute Werkstatt oder einen guten Mechaniker zu finden. Wenn man nur wüsste, wie “kritisch” dieser Ölnebel / Film wirklich ist. Ich denke, so lange wir den Ölstand der Maschine gut im Auge haben, wird schon nichts schlimmes passieren.
Zur Erklärung: Das Titelbild zeigt den nagelneuen Motor. Dort ist der Turbolader unter der silbernen Abdeckplatte verbaut. Die “musste” ich vor ein paar Tagen demonieren, weil sie durch Vibration eingerissen ist und unerträgliche Geräusche bei einer bestimmten Drehzahl erzeugt hat. Vielleicht sind die Vibrationen die Ursache?

1.2) Generator
Durch das viele Motoren, die brütende Sonne und die Solar-Panele läuft er nicht mehr so oft wie früher, aber hin und wieder muss er ran. Der wird ganz klassisch gestartet: Mit  dem einen Schalter glühen wir vor (…zählen bis 10), lassen den los und starten den Diesel mit einem anderen Schalter. Der Startmotor kuppelt ein, der Diesel dreht, springt fast an, der Startmotor kuppelt kurz aus, springt sofort (hörbar, hört sich nicht gut an!) wieder rein und schwups läuft der Diesel.

Nach meinem Verständnis wird das ganze über ein Magnetrelais gesteuert, das scheint zu früh raus zu springen. Vielleicht einfach Altersschwäche? Während man an den Turbolader der Hauptmaschine noch so gerade heran kommt, ist der Startmotor des Generators in den Tiefen des STORMVOGELs verbaut. Auch hier: Wie lange mag das noch halten?

1.3) Fäkalpumpe
Durch die Leckage vor AUSTRALIEN wurden zwei Pumpen komplett mit Seewasser umspült. Ausgelegt war keine dafür. Die eine (Dusch-Abwasser) Pumpe hat das ganze ohne erkennbare Probleme überstanden.

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Die andere, eine große RHEINSTROM Membranpumpe macht völlig andere Geräusche als vorher. Also haben wir die komplett demontiert und gereinigt. Allerdings sah´ das alles gar nicht so schlimm aus. Der Motor schnurrt, wenn er ohne Pumpe betrieben wird, die Pumpe selbst war von innen super sauber. Allerdings, und das ist wohl der Knackpunkt: Es gibt da ein Getriebe das die hohe Drehzahl des Motors verlangsamt und verstärkt (…also eine Untersetzung). Und dieses Teil kann man nicht öffnen. Vermutlich ist da Seewasser hinein gekommen. Also haben wir das äußerlich gereinigt und eine Nacht in Motoröl eingelegt. Nach dem Motto: Wenn da Wasser rein gekommen ist, muss da auch Öl rein kommen. Alles wieder montiert, die Pumpe hört sich immer noch komisch an, aber sie pumpt.
Nur gut, das RHEINSTROM alle Pumpenteile als Ersatzteil führt. Verglichen mit einer JABSCO Membranpumpe ist die RHEINSTROM Ausführung das Supermodell – kostet aber auch das 2,5 fache. Seufz.

1.4) Dingi
Unser Gummiboot ist wichtig – ohne das Schlauchboot kämen wir nur schwimmend an Land. Bisher hat das nie Probleme gemacht, aber nun. Aus Platzgründen haben wir einen aufblasbaren Boden gewählt. Wenn die Luft raus ist können wir es schön zusammen falten und weg stauen.
Der Boden hat eine Art Kiel. Der Kiel ist mit dem Boot über Laschen verbunden. Die Laschen sind fest am Kiel aufgeklebt und dann mittels Plastikstiften an der gegenseitigen Lasche fixiert. Nun ist eine dieser Laschen am Kiel so gebrochen, das sie ein Loch in den Kiel gerissen hat. Das ganze ist meiner Meinung nach ein Fabrikationsfehler, weil die Lasche offenbar im Werk bereits zwei mal auf den Kiel geklebt wurde. Mit anderen Worten – sau blöde Stelle zum Kleben. Ich habe das nun bereits zwei mal mit dem Reparaturkit versucht, beide male entweicht immer wieder Luft. Nächster Anlauf wird mit Skikkaflex passieren.

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Bei einer der vielen Riff-Touren mit dem Dingi ist der Propeller mehrfach unglücklich auf Grund aufgesetzt und blockiert. Das hat die Neopren-Manschette im Propeller beschädigt und die Maschine drehte bei höherer Drehzahl einfach durch. Die Lösung war einfach – dank der Hinweise der anderen Skipper: Der Propeller ist aus Aluminium. Also drei kleine Löcher von außen nach innen gebohrt. Durch das Aluminium, durch das Neopren und gerade so in die Messinghülse, die dann auf der Motorachse sitzt. Dann kleine Schrauben mit Epoxy eingesetzt und fertig ist die Laube.
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Je nach dem, wie tief wir ins Messing gekommen sind, ist die Reparatur von Dauer: Wenn wir wie gewollt nur einen Tick drin sind, werden die Schraubenspitzen bei der nächsten Grundberührung einfach weg knacken – wenn wir zu tief sind, bekommt das Motor-Getriebe einen Schaden. Mit anderen Worten: Wenn wir einen neuen Propeller finden, werden wir ihn ersetzten.

1.5) Kleinigkeiten
Der CAPACITATOR des Generators verabschiedet sich alle 30-40 Betriebsstunden und muss ersetzt werden – so lange wir genug Ersatzteile an Bord haben, kein Problem. Aber den Grund würden wir gerne mal erfahren. Ein Rigg-Check müsste wirklich mal wieder gemacht werden, aber der Schwell auf den Ankerplätzen lässt eine sichere Mastbegehung durch Heidi nicht zu. Vermutlich auf BALI werden wir in einer Marina liegen – dann kann sie los legen.

2) Doktorspiele – Peter
Endlich, endlich konnten wir nach nun zwei Reisejahren unsere Bordapotheke auf Sinnhaftigkeit überprüfen. Und das kam so:

Irgendwo in KALABAHI (ALORE) habe ich mir einen kleinen Ratscher an der linken Wade zugezogen. Nichts ungewöhnliches. Am Abend habe ich in der Ankerbucht das Dingi ins Wasser gesetzt, dabei ist Brackwasser an den Ratscher gekommen.
Eine halbe Stunde später fängt das an zu brennen – ich denke mir noch, Mist, was ist das? Das musst Du Dir Morgen mal ansehen.

Tja, da sah das dann schon so aus, als ob da jemand eine Zigarette ausgedrückt hätte. Nicht gut!

Also Medizinkiste auf, mal sehen, was haben wir denn da: Antiseptisch für Wunden, das muss doch gut sein!? Also zwei Tage damit rum gespielt, die Wunde wird größer, brennt, juckt und eitert. Nun denken wir, sollte ich einen Doktor konsultieren.
Derer haben wir drei in der Flotte: Eine allgemeine Krankenhausärztin, einen Hautarzt und einen Augenarzt. Außerdem zwei Krankenschwestern. Ich gehe zu Elisabeth auf ELONNISA – und bekomme schimpfe, wieso ich das so lange habe schleifen lassen.

Und meine Antiseptischen Mittelchen soll ich mal getrost vergessen, die hätte ich direkt nach dem Wasserkontakt als erste Notversorgung auftragen müssen. Und dann Antibiotische Salbe oder Pulver.

Hm, haben wir ja gar nicht in der Medizin-Kiste. Dabei sind doch entzündete Wunden eher wahrscheinlich auf so einer Reise?

Nun denn, die Ärzte sind alle super gut ausgerüstet und ich bekomme antibiotische Salbe und wir wickeln die Wade professionell in einen Verband…

…was dazu führt, das mich Morgens in der Flotte jeder fragt, wie es meinem Bein gehe ;-)

Nach weiteren zwei Tagen ist das aber immer noch nicht besser – eitert weiter – nicht etwa Heiter Weiter. Elisabeth rät nun zusätzlich zu Antibiotika in Form vom Penicillin. Na denn, auch das noch. Obwohl wir zwei Sorten in unsere Kiste haben, soll ich ihre nehmen – höher dosiert.
Das mache ich nun schon seit 8 Tagen, die Wunde wächst langsam wieder zu und ich bin sicher, das mir so was nicht noch mal passiert.

In LARANTUKA gehen wir zur Apotheke und kaufen dort 20 Penicillin-Tabletten (AMOXCILLIN 500mg), 2 Antibiotische Salben (OXYTETRACYLINE, 5g), eine Desinfektionslösung und Verbandsmaterial. Rezeptfrei für 92.000 Rupien, also ungefähr 6 Euro. Und ich bin sicher, die Pharma-Industrie und der Apotheker in LARANTUKA haben dabei noch was verdient. Wie geht das?

Na ja, und weil mein Körper dann also dachte, er könne mal so richtig einen auf krank machen, habe ich mir dann noch eine fette Erkältung eingefangen, die mich nun schon seit drei Tagen an Bord fesselt. Die klingt gerade wunderbar ab, aber seit heute Morgen tut mir der Rücken von der ganzen liegerei weh…wie war das noch?

“Wenn Du Morgens aufwachst und des tut Dir nichts mehr weh, dann bist Du tot”

Oh, wie lieb habe ich alle Schmerzen und Wunden dieser Welt!

3) Allgemeine Kommunikationserkenntnisse

3.1) Peter
Die größte und zugleich auch erschreckenste Erkenntnis ist, das ich eine völlige Kommunikations-Schlampe bin: Ich beantworte kaum eMails, bin aber maulig, wenn keine kommen. Wenn ich denn mal antworte, dann können auch schon mal 11 Monate vergangen sein – ich schwöre, niemals mehr als ein Jahr….(oh Gott, hoffentlich stimmt das auch wirklich!)
Es ist nicht böse gemeint, es zeugt nicht von geringer Wertschätzung, es ist einfach so: Mir fehlen die Worte. Oft fehlt mir das “mehr” zum Blog, der alle meine Wörter und Gedanken aufsaugt. Dabei schreibe täglich ich viele eMails – in Gedanken! Auf den Tagestörns oder den Nachtwachen habe ich gute Ideen, was ich dem einen oder anderen schreiben könnte…aber mir fehlt das OGI. Das hat Erwin mal erfunden, aber wohl nie gebaut. Wird Zeit, Erwin, wird Zeit!

3.2) www.wiedekamm.com
Bedingt durch das nun wieder sehr gute Internet (via Handy, 3G) konnte ich mich mal wieder um den Blog kümmern….und bin absolut fasziniert, wie viele Menschen offenbar mit lesen. Im August mehr als 19.000 Visits. Das ist offenbar nicht mehr nur die große Familie. Ich bin sehr stolz darauf, wenn auch nur die letzte beinahe Katastrophe offenbar nochmal einen großen Boost geliefert hat. Auf solche dramatischen Ereignisse verzichten wir gerne – auch wenn das Visits kostet.

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Aber auch ohne diesen Adrenalin-Mist: Ich verspreche, mir weiterhin große Mühe mit dem Schreiben zu geben. Und wer weiß, vielleicht hilft mir Heidi ja eines Tages dabei – bei den Bildern ist sie schon fleißig dabei!

3.3) Buchprojekt
Heidi und ich sind absolut begeistert und fasziniert von den vielen lachenden Kindern hier in INDONESIEN. Die Idee ist geboren – ein Fotobuch, nur mit diesem Rund-Um Lachen, das ansteckt, das nach dem durchblättern ein Lächeln auf das Gesicht des Betrachters zaubert.

Wenig, ganz wenig Text, viel Bild.

Im Internet habe ich nach Druckmöglichkeiten gesucht und bei BLURB.COM eine Anfrage für einen Offsetdruck gestellt. Der Digitaldruck würde bei 150 Seiten und einer 1.000ender Auflage viel zu teuer werden. Nun denn, es ist erst mal eine Idee, deren Umsetzung noch viel Arbeit erfordern wird. Alleine die Bearbeitung der Fotos…aber es wäre das Lächeln wert. 100%!

(BTW: Wenn jemand bereits Erfahrung mit so einem Projekt hat, würde ich mich sehr über Hinweise und Ratschläge freuen, per eMail!)

Soweit zur Lage an diesem Sonntag, 7. September 2014, MAUMERE (FLORES) INDONESIA

Peter.

P.S.: Und dieser Nachtrag aus gegebenen Anlass: Wir wollten gerade zum Sundowner an Land – ich, endlich mal seit drei Tagen! Springt doch der blöde Außenborder nicht an?

Das ist ein Zeichen!
Weiter eMails beantworten!

Danke dafür, wer immer Du bist!

(frei nach MARILION – THANK YOU WHOEVER YOU ARE).

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