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Channel: Wiedekamm Elmshorn
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Zur Lage XV

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Wenn man wie wir die letzten vier Wochen mit Küstensegeln, guten Ankerplätzen und sicheren Häfen verbracht hat, dann ist die Frage nach der Notwendigkeit eines langen und aufwendigen Werftaufenthalts durchaus erlaubt.

Aber das Revier wird sich im kommenden Jahr ändern, wir werden nicht zu Stegseglern mutieren und haben irgendwie noch mehr als 18.000 Seemeilen vor uns, um den STORMVOGEL zurück nach Deutschland zu bringen. Und dieses Hochseesegeln stellt besondere Ansprüche an Mensch und Material.

Am Menschen können wir nicht mehr viel rum feilen, wohl aber am Material!

Auf der NORSAND Werft hier in WHANGAREI sollen nun also 49 (!) Reparaturen und Verbesserungen durchgeführt werden, die sich grob in drei Gruppen einteilen lassen:

1) Reparaturen
2) Verbesserungen
3) Kosmetik

Sicherlich könnte man es bei den Reparaturen belassen, aber die angestrebten Verbesserungen resultieren aus unserer bisherigen Hochsee-Erfahrung und sind notwendig, um uns das Leben an Bord zu erleichtern. Klassischer Fall von Praxis schlägt jede Theorie und Lernkurve.
Tja, und die Kosmetik wird, wie bei Kosmetik üblich, teuer, aber wir wollen auch weiterhin mit einem schönen Schiff unterwegs sein ;-)

Ein Weiterlesen lohnt sich wirklich nur für den technisch interessierten. Nicht, das mir ob der Materie Beschwerden kommen!

Im einzelnen und wesentlichen:

1) Reparaturen

1.1) SIMRAD RS82 UKW Blackbox:
Das nach TAHITI gesendete Austauschgerät ist nach ein paar Stunden ja wieder verreckt. Wir haben nun im Deckshaus ein GARMIN Gerät, wollen aber das SIMRAD (versuchen) reparieren zu lassen, weil wir damit zwei Stationen (Deckshaus und Cockpit) zur Verfügung hätten. Eine neue Blackbox möchte ich nicht. Das Teil wurde ja schon zwei mal getauscht und scheint nicht besonders robust zu sein. Eigentlich sollte man immer ein Reserve-UKW Gerät dabei haben, kostet im Ausland mehr als in DE und ist wirklich wichtig.
1.2) Hauptmaschine Control Panel im Cockpit
Das Teil zeigt seit Ewigkeiten eine viel zu niedrige Drehzahl an. Korrosion an den Anschlusskontakten habe ich schon untersucht, daran liegt es nicht. Ein Fall für den Elektriker.

1.3) Generator
Wir hatten ja nun schon zwei durchgebrannte Kondensatoren im Steuergerät. Das erste Teil hat aus Altersschwäche aufgegeben (…ausgelaufen), das zweite, weil es zu klein (60µF statt 80µF) dimensioniert war. Nun soll das Steuergerät überprüft werden, die richtige Kapazität verbaut werden und ein zusätzliches Teil als Ersatzteil geliefert werden.

1.4) Antennenmast/Seezaun
In RAROTONGA haben wir beim touchieren der Kaimauer einiges verbogen, das soll nun gerichtet werden. Hoffentlich muss dazu der Antennenmast nicht demontiert werden, eine Millionen Kabel wären zu öffnen…und natürlich auch wieder zu schließen! ;-)

1.5) Schweißnaht Rudergehäuse
Das ist noch eine Spätfolge vom “Atlantik-Zwischenfall”. Als die Großschoot die Instrumente, den Kompass und den Gashebel im Cockpit abgerissen hat, wurde auch das Aluminiumgehäuse des Steuerstands “gestresst”. Erst viel später habe wir gesehen, das die Schweißnaht am Sockel rund herum angerissen ist. Die soll nun nachgeschweißt werden. Ebenfalls hoher Demontage/Montage Aufwand, aber das Teil muss super stabil sein!

1.6) Deck-Leckagen beseitigen
Unser Aluminium-Boot hat an Deck nur 7 “Löcher”. 6 für die Tanks und eines von/für die Ankerwinsch. Alle 7 “lecken” wenn wir Wasser an Deck haben (also fast immer auf Hochsee). Das sind immer nur ein paar Tropfen, aber die dann konstant. Und (Tropf)Wasser in der Kombüse oder der Seekoje ist nicht so unser Ding.

1.7) Dichtungen Schwenkkiel
Leider leckt die Schwenkkiel-Achse wieder, diesmal Massiv. Wenn wir segeln machen wir am Tag ca. 60 Liter Wasser. Das ist echter Mist. Der Auftrag lautet nun eine dauerhafte Lösung zu finden und nicht nur wie “damals” in ST. LUCIA die Dichtungen zu tauschen.

1.8) Alle Segel “warten”
Die haben wir gestern bereits zusammen mit dem Segelmacher abgenommen. Schon Irre: Die Segel sind ja in 2012 neu angeschafft worden. Das Material ist an sich auch noch gut in Schuss, aber viele Nähte sind aufgegangen und müssen nachgenäht werden. Grund ist wohl die UV-Strahlung die das Garn zersetzt. Ferner werden die Segel gewaschen und neu imprägniert.
Und das Groß bekommt nun endlich wieder die richtigen Segellatten. Nach dem “ATLANTIK-Zwischenfall” haben wir ja nur so dünne, wabbelige Dinger da drin, aber hier in NEUSEELAND gibt es die richtigen!

1.9) Pole reparieren
Auf den vielen, vielen Seemeilen vor dem Wind haben wir oft den Pole (kleiner Baum zum Ausbaumen des Yankee´s (großes) Vorsegel) verwendet. Manchmal haben wir ihn etwas unglücklich gesetzt so das er an den Wanten scheuerte. Und weil das Teil aus Aluminium ist wirkte die Stahlwant wie eine Säge ;-(
Nun wird an den Stellen eine Aluminium-Manschette herum geschweißt und so der Pole verstärkt…und geschützt vor weiterer Fehlbedienung ;-)

1.10) TRUDI reparieren
Seit Wochen nun liegt TRUDI fest gebunden an Deck herum. Aber der Doktor hat sie sich schon angesehen und ist sicher, sie wieder genesen zu lassen. Neuer Schaft, Welle richten und neue Halterungen am Stormvogel anschweißen um den Hebel kleiner zu bekommen.

1.11) Ankerwinde überholen
Nach dem wir nun also lernten, das die Ankerwinde UNVERZICHTBAR ist und viele andere Boote Ärger damit hatten, lassen wir unsere mal richtig überholen. Durch das viele Wasser auf dem Vordeck leckte immer wieder Seewasser auf Getriebe und Motor und entsprechend sieht das Teil gerade aus…

1.12) Decksluken
Alle Decksluken bekommen neue Dichtungen – bei richtig Wasser an Deck leckten die auch ;-(. Wenn man innerhalb der Reparaturen dem größten Teilprojekt einen Namen geben wollte, dann hieße das wohl “trockenes Boot”.

2) Verbesserungen

2.1) Windmessgerät:
Windrichtung und Stärke können wir nur ablesen, wenn der Plotter an ist. Auf hoher See ist der aber aus, weil nutzlos (zeigt “nur Wasser” an) und wir so einfach viel Strom sparen können. Dadurch haben wir aber keinen Windalarm, wenn der Wind zulegt und die Wache eingeschlafen ist. Das wollen wir mit einem “stand-alone” Gerät lösen. So bekommen wir auch noch Lufttemperatur und Luftdruck geliefert. Der vorhandene Sensor liefert die Werte schon immer, aber der Plotter weiß damit nichts anzufangen ;-(

2.2) Ladegeräte auf AGM Batterien einstellen
Daran hätte die Werft in Holland auch denken können. AGM Batterien benötigen eine höhere Lade-End-Spannung (i.d.R. 14,75V) als die normalen Bleibatterien (14,25V). Wenn man das nicht ändert, werden die AGM Batterien also nie richtig voll aufgeladen, liefern weniger Leistung und gehen früher kaputt. Unsere alten VICTRON PALLAS Ladegeräte haben zwar keinen einfachen Umschalter, können aber nach Öffnen des Gehäuses entsprechend justiert werden – von einem Elektriker.
Eigentlich kein großer Job, wenn die Ladegeräte nicht an den hinter letzten Ecken verbaut wären und das Öffnen des Gehäuses so zur Akrobatiknummer wird…

2.3) Hauptschalter für das Kurzwellen-Funkgerät
Die SSB Anlage ist gemäß Anleitung mit dicken Stromkabeln direkt an der Batterie angeschlossen, schließlich zieht das Teil im Sendebetrieb jede Menge Strom und man möchte Störeffekte von anderen Verbrauchern vermeiden. Dumm nur, das die SSB Blackbox mit dem Netzschalter tief im Boot verbaut ist und das Gerät also mindestens im Stand-By Betrieb läuft…und dabei 0,8 A/h verschlingt. Ein einfacher, zugänglicher “dicker” Schalter spart also kostbaren Strom. (Derzeit schalten wir die Sicherung ein/aus – aber die ist natürlich auch irgendwo unter den Bodenbrettern verbaut).

2.4) Wassermacher
Wenn wir jetzt Wasser machen, müssen wir eine Backskiste leer räumen um an tief im Boot liegende Ventile zu kommen. Die müssen wir umschalten wenn wir Wasser IN die Tanks bekommen wollen. Das ist nicht nur unbequem, sondern auch (manchmal) doof: Wenn das Boot aus See stark rollt, fliegen die ausgeräumten Teile durch die Gegend. Das soll nun intelligenter gelöst werden ;-)
Da wir ja das frisch gemachte Wasser auch zum Kochen verwenden wollen, zapfen wir uns das mit einem speziellen Wasserhahn direkt vom Wassermacher ab und füllen das in 5 Liter Plastik Kanister. Zur Erinnerung: Wir haben Aluminium-Wassertanks und in der Proviant-Fibel steht, Aluminium macht doof. Das hat Heidi gelesen und sie will beim Skipper kein weiteres Risiko eingehen ;-)

2.5) Ruder-Hydraulikpumpe Schallisolierung
In der Regel segeln wir ja mit TRUDI (vom Stamme der “HYDROVANE´s”), aber wenn wir elektro-hydraulisch steuern wollen (oder müssen), dann nervt die Hydraulikpumpe doch sehr. Das liegt wohl daran, das sie einfach, durch ein Sperrholzbrett getrennt, auf einen Spant geschraubt ist. Das macht Krach!
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, das ich kurz nach TRUDI´s Unfall (Ausfall!) endlich den FURUNO Steuercomputer bezwungen habe! Wenn man per Hand steuert, braucht man in der Regel nur seltene, kleine Ruderbewegungen um das Boot auf Kurs zu halten. Geht man dann auf Autopilot, rudert der FURUNO NAVpilot-700 wie ein Irrer herum, um den Kurs auf ein paar Grad genau zu halten. Nun ist das ein richtiger Computer, den man mit ungefähr 1.000 Parametern programmieren kann. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich es immer mal wieder versucht, aber erfolglos. Egal was ich einstellte, ich konnte keine Veränderung fest stellen…
…und dann habe ich mich dunkel an “Software” und “Programmierer” erinnert und mit völlig absurden Extremwerten für die Parameter experimentiert. Und endlich konnte ich eine Verhaltensänderung fest stellen! Von da an war es nur ein “ran-tasten” an die Idealwerte (also möglichst wenig Ruder legen und dennoch einigermaßen gut den Kurs halten) und seit dem passe ich die Paramter den aktuellen See- und Windverhältnissen an und alles läuft so, wie es die Werbung verspricht.
Die Flexibilität des FURUNO NAVpilot-700 ist Fluch und Segen zugleich. Andere Geräte haben nur einen Paramter (z.B. Seegang einfach-mittel-schwer), dieser Kasten hat aber drei, die jeweils in Bezug zueinander stehen und jeweils Werte von 1 bis 10 erlauben…

2.6) Seewasserkreislauf Generator und Hauptmaschine
Bei beiden wird das ANTI-Syphon erneuert. Das Teil sorgt dafür, das der Seewasser-Kühlkreislauf nach Abstellen des Motors unterbrochen wird und so kein Wasser aus der Auspuffanlage zurück in den Motor (…in die Zylinder) gelangen kann. (Ich sage nur “PORTO SANTO Syndrom”)
Wirklich verrückt: Erst JETZT habe ich fest gestellt, das die Vögel in VIGO auch noch das ANTI-Syphon an der falschen Stelle eingebaut haben. Laut Hersteller NANNI soll das hinter der Seewasserpumpe liegen, eingebaut haben sie es aber davor….

2.7) Größerer Ankerkasten & längere Kette
Gestartet sind wir mit 30 Metern Ankerkette, in TAHITI haben wir um 13 Meter verlängert. Aber das ist immer noch viel zu wenig! Jedenfalls in den Tropen. Da ankert man i.d.R. auf 10-15 Metern Wasser und die Fabel, das dreifache Wassertiefe als Kettenlänge ausreicht trifft vielleicht auf die Berufsschifffahrt zu. Die Yachtprofis in den Tropen fahren 80-100 Meter Kette. Also wird der Kettenkasten vergrößert und tiefer gelegt. Zum einen können wir dadurch mehr Kette stauen, zum anderen hoffen wir, das die Kette besser (bzw. von alleine) in den Kettenkasten fällt und Heidi nicht mehr zwischen Deck und Kettenkasten hin und her springen muss.

2.8) Neues Bimini und neue Sprayhood
Die sind zwar technisch beide noch OK, aber auf See brauchen wir wirklich mehr Sonnenschutz. Also wird die Fläche vergrößert um mehr Schatten zu erhalten. Dazu müssen die Edelstahlgestelle geändert werden und neue Stoff-Bezüge hergestellt werden.  Außerdem bekommt die Sprayhood einen Handlauf damit man sich daran besser fest halten kann, ohne den Stoffbezug anfassen zu müssen.
Im Nachhinein: Hätte man von Anfang an besser (bzw. größer) machen können!

2.9) Neue Leine für Großschoot
Wir haben eine 4-fach geschorene HighTec Großschoot von ROONSTAN. Aber meiner Meinung nach ist die Leine viel zu dick und sie klemmt und blockiert mehr, als das sie vernünftig läuft. Also neue Leine mit einem etwas kleinerem Durchmesser, wieder endlos gespleißt.

2.10) Neuer Seewasserschauch für Generator
Als wir in TONGA den Impeller selbst wechseln mussten stellten wir fest, das die Seewasserversorgung mit drei verschiedenen Schlauchdurchmessern und Übergängen realisiert worden ist. Im Laufe der Jahre offenbar gestückelt und gefrickelt. Ganz und gar nicht Vertrauenerweckend und schon gar nicht wartbar. Nun soll ein durchgängiges Schlauchmaß mit sauberen Übergängen verwendet werden.

2.11) 6-Kantschrauben für beide Impellerpumpen
Vom Hersteller werden die Pumpen mit Schlitzschrauben aus Messing ausgeliefert. Das soll wohl so sein, damit man nicht viel Kraft auf die Schrauben ausüben kann. Schlitzschrauben setzten aber voraus, das man den Schraubenzieher sauber aufsetzten kann – reines Wunschdenken! So verbaut, wie die Impellerpumpen oft sind, kommt man kaum mit den Fingern dran. Selbst Winkelschraubenzieher sind schon zu groß. Also wollen wir jetzt 6-Kant Schrauben die wir mit einem normalen, flachen Schraubenschlüssel los bzw. fest drehen können.

2.12) Ankeralarm
Unser Stand-Alone GPS (FURUNO GP-33) bezieht seinen Strom über den Navigations-Hauptschalter auf dem Schalter-Panel. Damit werden auch die Blackboxen (AIS, Wetterfax) eingeschaltet. Auf See ist das auch gut so, alle Geräte, die wir nicht brauchen (z.B. Plotter) schalten wir am Gerät ab.
Liegen wir allerdings vor Anker, wollen wir NUR DAS EINE GPS-Gerät laufen lassen, um in den Genuss des Anker-Alarms zu kommen. Also ohne die Blackboxen. Im Moment nehmen wir ein Reserve-GPS von GARMIN auf 12-Volt, aber ob das unter Deck immer Empfang hat?

2.13) Befestigungen der Wanten am Mast
Nach dem der Rigger in OPUA die Unterwant repariert hat, meinte er, man solle vielleicht auch die “backing plates” im Mast austauschen. Seiner Meinung nach passen die Terminals da nicht ganz exakt rein. Allerdings kam das alles als “vielleicht, eventuell” und so weiter. Er sollte das eigentlich während der OPUA Woche erledigen, hatte aber weder die Teile bestellt und auf einmal auch keine Zeit.
Nun wird das alles noch mal in WHANGAREI überprüft und ich bin gespannt, was die dazu sagen…

3) Kosmetik

3.1) Korrosion im Cockpit
Eigentlich schon damals in Holland in der Werft gelöst, aber nun massiv ausgebrochen und hässlich: Am Übergang vom Teak-Deck zum Aluminium wirft der Lack massiv Blasen und platz auf. Sieht wirklich hässlich aus. Vermutlich läuft das Wasser unter das Teak und arbeitet sich dann den Lack hinauf. Das wird eine größere Baustelle, weil vermutlich zumindest teilweise das Teak aufgenommen werden muss, um das Aluminium rund herum richtig zu behandeln.

Soweit die Baustellenliste.

Wer das Lesen bis hier her durchgehalten hat, kann sich ja mal zwecks Überraschung bei uns melden ;-)

Peter.


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